Regina Schmitt: Unterschied zwischen den Versionen

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Regina Schmitt (verheiratete Schlosser, * 19. Januar 1893 in Rattiszell, † 22. September 1955 in Stallwang) war von 1919 bis 1920 Mitglied des Ingolstädter Stadtrats.
Regina Schmitt (verheiratete ''Schlosser'', * 19. Januar 1893 in Rattiszell, † 22. September 1955 in Stallwang) war von 1919 bis 1920 Mitglied des Ingolstädter Stadtrats.


== Leben ==
== Leben ==
Regina Schmitt wurde am 19. Januar 1893 in Rattiszell geboren. Ihre Eltern waren der Schneidermeister Alois Schmitt und dessen Ehefrau Katharina, geborene Eckl. Im November 1915 zog sie von Straubing nach Ingolstadt und arbeitete hier als Pflegerin.<ref>Stadtarchiv Ingolstadt, Alte Meldekartei.</ref>
Regina Schmitt wurde am 19. Januar 1893 in Rattiszell geboren. Ihre Eltern waren der Schneidermeister Alois Schmitt und dessen Ehefrau Katharina, geborene Eckl. Im November 1915 zog sie von Straubing nach Ingolstadt und arbeitete hier als Pflegerin.<ref>Stadtarchiv Ingolstadt, Alte Meldekartei: Regina Schmitt.</ref>


Nachdem Frauen im Deutschen Reich im November 1918 das aktive und passive Wahlrecht erhalten hatten, konnten sie in Ingolstadt erstmals am 15. Juni 1919 zu einer Stadtratswahl antreten. Als einer von insgesamt drei Frauen neben Therese Ponschab und Magdalena Herrle gelang Regina Schmitt für die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) der Einzug in das Gremium. Dort wurde sie Mitglied des Sozialausschusses.<ref>Hausfelder (1995), S. 40.</ref>
Nachdem Frauen im Deutschen Reich im November 1918 das aktive und passive Wahlrecht erhalten hatten, konnten sie in Ingolstadt erstmals am 15. Juni 1919 zu einer Stadtratswahl antreten. Neben [[Therese Ponschab]] und [[Magdalena Herrle]], die beide für die Bayerische Volkspartei (BVP) kandidiert hatten, gelang Regina Schmitt für die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) der Einzug in das Gremium. Dort wurde sie Mitglied des Sozialausschusses.<ref>Hausfelder (1995), S. 40.</ref>


Bereits im Februar 1920 erklärte Regina Schmitt „wegen persönlicher Angelegenheiten“<ref>Stadtarchiv Ingolstadt, A XVI 139.</ref> ihren Rücktritt aus dem Stadtrat. Ihr wurde vorgeworfen, gemeinsam mit fünf weiteren Personen gewerbsmäßig Abtreibungen durchgeführt zu haben.<ref>Hausfelder (1995), S. 40.</ref> Durch die Strafkammer am Landgericht Eichstätt wurde sie Anfang März 1920 zu einer sechsmonatigen Haftstrafe unter Anrechnung von einem Monat Untersuchungshaft verurteilt.<ref>Aus dem Gerichtssaale (1920).</ref>
Bereits im Februar 1920 erklärte Regina Schmitt „wegen persönlicher Angelegenheiten“<ref>Stadtarchiv Ingolstadt, A XVI 139: Rücktrittserklärung der Regina Schmitt aus dem Stadtrat (05.02.1920).</ref> ihren Rücktritt aus dem Stadtrat. Ihr wurde vorgeworfen, gemeinsam mit fünf weiteren Personen gewerbsmäßig Abtreibungen durchgeführt zu haben.<ref>Hausfelder (1995), S. 40.</ref> Durch die Strafkammer am Landgericht Eichstätt wurde sie Anfang März 1920 zu einer sechsmonatigen Haftstrafe unter Anrechnung von einem Monat Untersuchungshaft verurteilt.<ref>Aus dem Gerichtssaale. In: Ingolstädter Zeitung (09.03.1920), S. 3.</ref>


Ende August 1920 brachte sie Zwillingsmädchen zur Welt. Vater der Kinder war der 1891 in Kaiserslautern geborene Dreher August Schlosser, der am 6. Juni 1921 die Vaterschaft vor dem Amtsgericht Ingolstadt anerkannte.<ref>Hausfelder (1995), S. 40.</ref> Regina Schmitt zog wenige Tage später zu August Schlosser nach Amsterdam, wo sie am 30. Januar 1924 heirateten. In Amsterdam kamen in den Folgejahren noch drei weitere Kinder zur Welt.<ref>Stadsarchief Amsterdam, Archiefnummer 5225, inventarisnummer 950.</ref> Ihre 1920 in Ingolstadt geborenen Zwillingstöchter wuchsen bei der Großmutter in Rattiszell auf.<ref>Hausfelder (1995), S. 40.</ref>
Ende August 1920 brachte sie Zwillingsmädchen zur Welt. Vater der Kinder war der 1891 in Kaiserslautern geborene Dreher August Schlosser, der am 6. Juni 1921 die Vaterschaft vor dem Amtsgericht Ingolstadt anerkannte.<ref>Hausfelder (1995), S. 40.</ref> Regina Schmitt zog wenige Tage später zu August Schlosser nach Amsterdam, wo sie am 30. Januar 1924 heirateten. In Amsterdam kamen in den Folgejahren noch drei weitere Kinder zur Welt.<ref>Stadsarchief Amsterdam, Archiefnummer 5225, inventarisnummer 950: Eintrag zu August Schlosser im Fremdenregister der Stadt Amsterdam (18.06.1920). Online verfügbar unter https://archief.amsterdam/indexen/deeds/db80d352-4ee2-497e-821c-f98f240d2341.</ref> Ihre 1920 in Ingolstadt geborenen Zwillingstöchter wuchsen bei der Großmutter in Rattiszell auf.<ref>Hausfelder (1995), S. 40.</ref>


1944 zog Regina Schmitt mit ihrer Familie aus den Niederlanden nach Stallwang, wo sie am 22. September 1955 starb.<ref>Ebd.</ref>
1944 zog Regina Schmitt mit ihrer Familie aus den Niederlanden nach Stallwang, wo sie am 22. September 1955 starb.<ref>Ebd.</ref>


== Fußnoten ==
==Fußnoten==
<references />
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== Quellen ==
==Quellen==


* Aus dem Gerichtssaale. In: Ingolstädter Zeitung (09.03.1920), S. 3.
*Aus dem Gerichtssaale. In: Ingolstädter Zeitung (09.03.1920), S. 3.
* Stadsarchief Amsterdam, Archiefnummer 5225, inventarisnummer 950: Eintrag zu August Schlosser im Fremdenregister der Stadt Amsterdam (18.06.1920). Online verfügbar unter https://archief.amsterdam/indexen/deeds/db80d352-4ee2-497e-821c-f98f240d2341.
*Stadsarchief Amsterdam, Archiefnummer 5225, inventarisnummer 950: Eintrag zu August Schlosser im Fremdenregister der Stadt Amsterdam (18.06.1920). Online verfügbar unter https://archief.amsterdam/indexen/deeds/db80d352-4ee2-497e-821c-f98f240d2341.
* Stadtarchiv Ingolstadt, Alte Meldekartei: Regina Schmitt.
*Stadtarchiv Ingolstadt, Alte Meldekartei: Regina Schmitt.
* Stadtarchiv Ingolstadt, A XVI 139: Rücktrittserklärung der Regina Schmitt aus dem Stadtrat (05.02.1920).
*Stadtarchiv Ingolstadt, A XVI 139: Rücktrittserklärung der Regina Schmitt aus dem Stadtrat (05.02.1920).


== Literatur ==
==Literatur ==


* Hausfelder, Edmund: Die ersten Frauen im Stadtrat. In: Stadtarchiv, Stadtmuseum und Wissenschaftliche Stadtbibliothek Ingolstadt (Hrsg.): Ingolstadt im Nationalsozialismus. Eine Studie. Eine Ausstellung von Stadtarchiv, Wissenschaftlicher Stadtbibliothek, Stadtmuseum Ingolstadt, in Zusammenarbeit mit Thomas Neumaier und der Katholischen Universität Eichstätt 7. Mai bis 30. Juli 1995. Ingolstadt (Dokumentation zur Zeitgeschichte, Bd. 1), S. 40–42.
*Hausfelder, Edmund: Die ersten Frauen im Stadtrat. In: Stadtarchiv, Stadtmuseum und Wissenschaftliche Stadtbibliothek Ingolstadt (Hrsg.): Ingolstadt im Nationalsozialismus. Eine Studie. Eine Ausstellung von Stadtarchiv, Wissenschaftlicher Stadtbibliothek, Stadtmuseum Ingolstadt, in Zusammenarbeit mit Thomas Neumaier und der Katholischen Universität Eichstätt 7. Mai bis 30. Juli 1995. Ingolstadt (Dokumentation zur Zeitgeschichte, Bd. 1), S. 40–42.{{Zitierweise|Autor=Weber, Lisa}}
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Aktuelle Version vom 10. Juli 2024, 14:17 Uhr

Beitrag von Lisa Weber

Regina Schmitt (verheiratete Schlosser, * 19. Januar 1893 in Rattiszell, † 22. September 1955 in Stallwang) war von 1919 bis 1920 Mitglied des Ingolstädter Stadtrats.

Leben

Regina Schmitt wurde am 19. Januar 1893 in Rattiszell geboren. Ihre Eltern waren der Schneidermeister Alois Schmitt und dessen Ehefrau Katharina, geborene Eckl. Im November 1915 zog sie von Straubing nach Ingolstadt und arbeitete hier als Pflegerin.[1]

Nachdem Frauen im Deutschen Reich im November 1918 das aktive und passive Wahlrecht erhalten hatten, konnten sie in Ingolstadt erstmals am 15. Juni 1919 zu einer Stadtratswahl antreten. Neben Therese Ponschab und Magdalena Herrle, die beide für die Bayerische Volkspartei (BVP) kandidiert hatten, gelang Regina Schmitt für die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) der Einzug in das Gremium. Dort wurde sie Mitglied des Sozialausschusses.[2]

Bereits im Februar 1920 erklärte Regina Schmitt „wegen persönlicher Angelegenheiten“[3] ihren Rücktritt aus dem Stadtrat. Ihr wurde vorgeworfen, gemeinsam mit fünf weiteren Personen gewerbsmäßig Abtreibungen durchgeführt zu haben.[4] Durch die Strafkammer am Landgericht Eichstätt wurde sie Anfang März 1920 zu einer sechsmonatigen Haftstrafe unter Anrechnung von einem Monat Untersuchungshaft verurteilt.[5]

Ende August 1920 brachte sie Zwillingsmädchen zur Welt. Vater der Kinder war der 1891 in Kaiserslautern geborene Dreher August Schlosser, der am 6. Juni 1921 die Vaterschaft vor dem Amtsgericht Ingolstadt anerkannte.[6] Regina Schmitt zog wenige Tage später zu August Schlosser nach Amsterdam, wo sie am 30. Januar 1924 heirateten. In Amsterdam kamen in den Folgejahren noch drei weitere Kinder zur Welt.[7] Ihre 1920 in Ingolstadt geborenen Zwillingstöchter wuchsen bei der Großmutter in Rattiszell auf.[8]

1944 zog Regina Schmitt mit ihrer Familie aus den Niederlanden nach Stallwang, wo sie am 22. September 1955 starb.[9]

Fußnoten

  1. Stadtarchiv Ingolstadt, Alte Meldekartei: Regina Schmitt.
  2. Hausfelder (1995), S. 40.
  3. Stadtarchiv Ingolstadt, A XVI 139: Rücktrittserklärung der Regina Schmitt aus dem Stadtrat (05.02.1920).
  4. Hausfelder (1995), S. 40.
  5. Aus dem Gerichtssaale. In: Ingolstädter Zeitung (09.03.1920), S. 3.
  6. Hausfelder (1995), S. 40.
  7. Stadsarchief Amsterdam, Archiefnummer 5225, inventarisnummer 950: Eintrag zu August Schlosser im Fremdenregister der Stadt Amsterdam (18.06.1920). Online verfügbar unter https://archief.amsterdam/indexen/deeds/db80d352-4ee2-497e-821c-f98f240d2341.
  8. Hausfelder (1995), S. 40.
  9. Ebd.

Quellen

  • Aus dem Gerichtssaale. In: Ingolstädter Zeitung (09.03.1920), S. 3.
  • Stadsarchief Amsterdam, Archiefnummer 5225, inventarisnummer 950: Eintrag zu August Schlosser im Fremdenregister der Stadt Amsterdam (18.06.1920). Online verfügbar unter https://archief.amsterdam/indexen/deeds/db80d352-4ee2-497e-821c-f98f240d2341.
  • Stadtarchiv Ingolstadt, Alte Meldekartei: Regina Schmitt.
  • Stadtarchiv Ingolstadt, A XVI 139: Rücktrittserklärung der Regina Schmitt aus dem Stadtrat (05.02.1920).

Literatur

  • Hausfelder, Edmund: Die ersten Frauen im Stadtrat. In: Stadtarchiv, Stadtmuseum und Wissenschaftliche Stadtbibliothek Ingolstadt (Hrsg.): Ingolstadt im Nationalsozialismus. Eine Studie. Eine Ausstellung von Stadtarchiv, Wissenschaftlicher Stadtbibliothek, Stadtmuseum Ingolstadt, in Zusammenarbeit mit Thomas Neumaier und der Katholischen Universität Eichstätt 7. Mai bis 30. Juli 1995. Ingolstadt (Dokumentation zur Zeitgeschichte, Bd. 1), S. 40–42.

Empfohlene Zitierweise

Weber, Lisa: Regina Schmitt. Hrsg. v. Zentrum Stadtgeschichte Ingolstadt. 2024 (Stadtgeschichtslexikon). Online verfügbar unter https://stadtgeschichtslexikon.ingolstadt.de/wiki/Regina_Schmitt (Version vom 10.07.2024), zuletzt geprüft am 08.12.2025.

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