Illuminaten

Aus Stadt Ingolstadt Stadtgeschichtslexikon

Beitrag von Beatrix Schönewald

Im Jahr 1776 gründete Johann Adam Weishaupt (1748-1830), Professor des Kirchenrechts in Ingolstadt, den Geheimbund, den Orden der Illuminaten. Er sollte lange Zeit die gebildete Welt in Atem halten.

Geschichte

Die Decknamen seiner Mitglieder waren Ajax, Tiberius oder Tasso, die Städte wurden nach antiken Vorbildern Eleusis oder Erzerum genannt. Die Briefe datierten die Ordensbrüder nach dem altpersischen Kalender.

Symbol des Ordens der Illuminaten: Eule

Der Ordensgründer "Spartakus" blieb lange Zeit im Dunkeln, nur sein engster Kreis kannte die Person hinter dem Namen: Er schuf ein System, das in den Augen der damaligen Obrigkeit nahe an Ketzerei und Hochverrat heranreichte. Sein Ziel: Freiheit, Gleichheit und ein Ende der geistigen Bevormundung von oben durch Bildung, v. a. durch Lektüre aufklärerischer Schriften. Das Beobachten seiner Selbst und des Anderen und die Meldung an die Oberen wurden zum Lebenselixier des Ordens.

Gründung des Ordens

Ingolstadt am Vorabend der Ordensgründung

Die Stadt mit ihren ca. 7000 Einwohnern beherbergte die Bayerische Landesuniversität, das Kolleg der Oberdeutschen Jesuitenprovinz mit seinen Auswirkungen auf Gymnasial- und Universitätsbildung, das Militär und ein wohl situiertes Bürgertum. Universität, Jesuiten und Militär waren Garant für einen hohen Lebensstandard. Ingolstadt war in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine prosperierende Stadt, die sich unter der Regierung des Kurfürsten Max III. Joseph (1745-1777) von der Katastrophe des Österreichischen Erbfolgekrieges langsam erholte.

Die Zeit der Universität am Standort Ingolstadt aber neigt sich ihrem Ende zu. Seit der Gründung hatten sich die Bedingungen entscheidend verändert: Die Erben Bayerns aus der Hauptlinie Kurpfalz maßen der altbairischen Institution keine Bedeutung mehr zu. Es gärte im Kollegium der Professoren und die Diskussionen um Reformen und Translokation nach München nahmen zu. Die Aufhebung des Jesuitenordens verstärkte diese Tendenzen. Adam Weishaupt, Zögling der Jesuiten, wächst in dieser Umbruchszeit in Ingolstadt auf.

Rekonstruktion der Totenmaske von Johann Adam Weishaupt, Firma Aross, 2011
Leben und Wirken Johann Adam Weishaupts

Früh verwaist, Protégé seines Taufpaten Johann Adam von Ickstatt (1702-1776), erster Laie auf dem Lehrstuhl für Kirchenrecht, war Weishaupt aufklärerischen Ideen verbunden, suchte er nach neuen Wegen, alte Bildungsstrukturen zu überwinden. Als Lehrer nicht unumstritten, setzte er sich trotz seines engen geografischen Lebensrahmens für eine neue kosmopolitische Struktur ein.

Aufbau, Struktur und Verbreitung des Ordens

Der Orden bestand zunächst aus einer kleinen Schar von Ingolstädter Studenten und wuchs mit Hilfe Freiherr Adolf von Knigges (1752-1796) zu einem mitteleuropäischen Bund von Aufklärern. Fürsten und Herzöge, Professoren und Literaten, Handwerker und Bürger organisierten sich in Minervalklassen und Provinzen. An ihrer Spitze der Ordensgründer Johann Adam Weishaupt als General. Obwohl der Orden viele potente Mitglieder besaß, kam es gerade wegen Weishaupts autoritärer Art zu Problemen.

Verbot und Verfolgung der Mitglieder

Das Verbot des Ordens am Vorabend der Französischen Revolution gerät zum Paradebeispiel für soziale Sprengkräfte: 1784/85 werden die Mitglieder des Ordens verraten. Das Mandat Kurfürst Karl Theodors (1777-1799) vom 22 Juni 1784 steht am Anfang einer Reihe von Verboten, zunächst Verbindungen und Versammlungen allgemein betreffend bis hin zum Verbot der Illuminaten und Freimaurer 1790. Die bayerische Polizei gerät eher zufällig an die wichtigsten Ordensschriften. Sie wurden in zwei Teilen veröffentlicht wurden: Originalschriften und Nachtrag zu den Originalschriften. Es gelingt, Weishaupt und seine Mitstreiter öffentlich zu verunglimpfen.

Die Furcht vor den Illuminaten blieb: Kurfürst Karl Theodor und seine Minister zwangen alle Mitglieder der staatlichen Verwaltung, das Militär und den Klerus, mit dem Illuminateneid jegliche Verbindungen abzuschwören. Adam Weishaupt floh 1785 aus Ingolstadt, zunächst nach Regensburg, dann endgültig nach Gotha.

In Bayern werden etliche Illuminaten verhaftet, ihrer Posten enthoben und in die Verbannung geschickt. Adam Weishaupt floh 1785 aus Ingolstadt, zunächst nach Regensburg, dann endgültig nach Gotha.

Was blieb vom Illuminatenorden?

Bis heute verbindet man mit dem Ordensnamen eine Unzahl an Mythen und Verschwörungstheorien. Besonders weit verbreitet war die Annahme, dass sich die Illuminaten noch vor ihrer Gründung in Ingolstadt im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg ab 1775 engagiert haben.

Die Beteiligung der Illuminaten an der Französischen Revolution wurde 1791 formuliert, angeblich hätten Ordensmitglieder mit den Jakobinern kollaboriert. Der ehemalige Jesuit Abbé Barruel und der Schotte John Robison versuchten nachzuweisen, dass die schlechte Versorgungslage des französischen Volkes in der Schuld der Illuminaten läge. Sie hätten letztendlich die Revolution ausgelöst, denn alle Führer der Revolution waren Freimaurer und automatisch Illuminaten, denn es gab eine Loge mit Namen „Les Illuminés“ und es gab die Reise Johann Christoph Bodes nach Paris im Jahr 1787.

Leopold Engel gründete 1896 den Weltbund der Illuminaten und sah sich in der Nachfolge Johann Adam Weishaupts. 1929 wurde dieser Verein wieder aus dem Vereinsregister ausgetragen. 1912 entstand der Ordo Templi Orientis, 1978 gründeten sich die Illuminaten von Thanateros, alle Vereine sahen sich in der Tradition der bayerischen Illuminaten.

In der Literatur sind die Illuminaten meist finstere Schurken und Verräter: Robert Shea und Robert Wilson schufen 1975 die Illuminatus Triologie, Umberto Ecco thematisiert sie in seinem Foucault´schen Pendel und Dan Brown erzeugte mit Illuminati einen wahren Rausch.

Alle Autoren beziehen sich nicht auf historische Quellen, sondern bemühen fiktive und absurde Verschwörungstheorien. Allerdings nimmt man sie nicht selten für bare Münze. Aber: Galileo Galilei (1564-1624) war ebenso wenig Illuminat wie Lorenzo GianBernini (1598-1680), das Symbol des Ordens ist die Eule und nicht das allsehende Auge, die Zahl 23 und Ambigramme haben ebenfalls keinen Bezug zu den bayerischen Illuminaten.

Auf der Ein-Dollar-Note ist auf einer Pyramide das allsehende Auge zu sehen. Dieses Auge wurde mit den Freimaurern bzw. mit den Illuminaten in Verbindung gebracht. Ein weiteres Gerücht besagt, dass auf der Note nicht George Washington, sondern Adam Weishaupt abgebildet sein soll. Das Auge verweist auf die christliche Symbolik: den heiligen Geist. Die 13 Stufen der Pyramide verweisen auf die Zahl der Gründungskolonien.

Was blieb in Ingolstadt?

Wie beschrieben war der Orden der Illuminaten ein Phänomen der Universität Ingolstadt, der Gemengelage zwischen Jesuiten, Militär, Universität und Bürgertum. Seine Gründung vollzog sich im Nachklang der Aufhebung des Jesuitenordens und im fundamentalen Wechsel der wittelsbachischen Linien der Landesherren.

Ingolstadt fühlte sich trotz publiziertem Mandat lange nicht als Zentrum dieses Ordens, entzogen sich universitäre Vorgänge meist der allgemeinen Kenntnis. Dennoch hatte das Donnergrollen dieser großen „Verschwörung“ auch Ingolstadt erreicht, mussten einige Professoren, Geistliche und Laien gehen.

In Erinnerung blieb der sogenannte Illuminatensaal, dessen Stuckdecke heute in der Hohen Schule zu sehen ist. Über das Aussehen der gesamten Komposition gibt ein Aquarell des Deckengemäldes Auskunft. Ursprünglich befand es sich im Rückgebäude des Hauses Theresienstraße 23, das seit 1719 von Adam Morasch, Professor der Medizin als privater Lehrsaal genutzt wurde. Er ließ die Stuckdecke einbauen, deren Bildmotive von einer barocken Formensprache gekennzeichnet sind.

Als in Ingolstadt 1782 eine Minervalkirche des Illuminatenordens gegründet wurde, waren die privaten Räume der Illuminaten zu klein oder auch zu unsicher geworden. In der Korrespondenz des Ordens wird ein Versammlungsraum erwähnt. Unsicher bleibt nach wie vor, ob es tatsächlich dieser Raum im Rückgebäude war.

Bis heute sind aber die Decke und das Rückgebäude in der Wahrnehmung der Ingolstädter aufs engste mit der Geschichte des Illuminatenordens verbunden.

Quellen

Jan Rachold (Hrsg.): Die Illuminaten. Quellen und Texte zur Aufklärungsideologie des Illuminatenordens (1776–1785), Berlin 1984.

Reinhard Markner, Monika Neugebauer-Wölk, Hermann Schüttler: Die Korrespondenz des Illuminatenordens, Band 1: 1776–1781, Tübingen 2005; Band 2: Januar 1782–Juni 1783, Tübingen 2013.

Literatur

Manfred Agethen: Geheimbund und Utopie. Illuminaten, Freimaurer und deutsche Spätaufklärung, München 1987.

Richard van Dülmen: Der Geheimbund der Illuminaten, Stuttgart 1977.

Ludwig Hammermayer: Entwicklungslinien, Ergebnisse und Perspektiven neuerer Illuminatenforschung, in: Alois Schmid, Konrad Ackermann (Hrsg.): Staat und Verwaltung in Bayern. Festschrift für Wilhelm Volkert zum 75. Geburtstag, München 2003, S. 421–463.

Helmut Reinalter (Hrsg.): Der Illuminatenorden (1776–1785/87). Ein politischer Geheimbund der Aufklärungszeit, Frankfurt am Main 1997.

Hermann Schüttler: Die Mitglieder des Illuminatenordens 1776–1787/93, München 1991.

Eberhard Weis: Der Illuminatenorden (1776–1786). Unter besonderer Berücksichtigung der Fragen seiner sozialen Zusammensetzung, seiner Ziele und seiner Fortexistenz nach 1786, in: Helmut Reinalter (Hrsg.): Aufklärung und Geheimgesellschaften. Zur politischen Funktion und Sozialstruktur der Freimaurerlogen im 18. Jahrhundert, München 1989, S. 87–108.

Empfohlene Zitierweise

Schönewald, Beatrix: Illuminaten. Hrsg. v. Zentrum Stadtgeschichte Ingolstadt. 2024 (Stadtgeschichtslexikon). Online verfügbar unter https://stadtgeschichtslexikon.ingolstadt.de/wiki/Illuminaten (Version vom 06.02.2024), zuletzt geprüft am 06.12.2025.

Cookies helfen uns bei der Bereitstellung von Stadt Ingolstadt Stadtgeschichtslexikon. Durch die Nutzung von Stadt Ingolstadt Stadtgeschichtslexikon erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies speichern.