Therese Ponschab: Unterschied zwischen den Versionen
Änderung Fußnoten + Quellenverzeichnis |
+ Link |
||
| (Eine dazwischenliegende Version desselben Benutzers wird nicht angezeigt) | |||
| Zeile 15: | Zeile 15: | ||
Therese Ponschab war während ihrer Zeit im Stadtrat nicht nur Verwalterin des städtischen Waisenhauses. Gemeinsam mit ihrem Mann Karl Ponschab unterstützte sie die Einrichtung und die darin untergebrachten Waisenkinder auch finanziell. |
Therese Ponschab war während ihrer Zeit im Stadtrat nicht nur Verwalterin des städtischen Waisenhauses. Gemeinsam mit ihrem Mann Karl Ponschab unterstützte sie die Einrichtung und die darin untergebrachten Waisenkinder auch finanziell. |
||
Am 25. Dezember 1916 stiftete das Ehepaar 50.000 Mark für die Waisenfürsorge. Davon entfielen 20.000 Mark auf den städtischen Waisenfonds, um für katholische Kinder Freiplätze im Waisenhaus zu finanzieren.<ref>Stadtarchiv Ingolstadt, A |
Am 25. Dezember 1916 stiftete das Ehepaar 50.000 Mark für die Waisenfürsorge. Davon entfielen 20.000 Mark auf den städtischen Waisenfonds, um für katholische Kinder Freiplätze im Waisenhaus zu finanzieren.<ref>Stadtarchiv Ingolstadt, A VIII 170: Abschrift des Stiftungsbriefes vom 25. Dezember 1916 [1916].</ref> |
||
Mit dem restlichen Betrag errichteten Karl und Therese Ponschab die selbstständige, öffentliche |
Mit dem restlichen Betrag errichteten Karl und Therese Ponschab die selbstständige, öffentliche „[[Ingolstädter Waisenfürsorgestiftung]]“. Zweck dieser Stiftung war es, mit den vorhandenen Geldern Ausgaben zu finanzieren, für die die städtische Waisenpflege nicht aufkam. Dabei handelte es sich zum Beispiel um Beihilfen zum Studium, zur Berufsausbildung oder Heirat sowie finanzielle Hilfen für kranke Kinder, die zur Erholung auf dem Land oder in Heilanstalten untergebracht werden sollten. Ehemalige Waisenkinder, die sich in Ingolstadt beruflich selbstständig machen wollten, konnten eine Einmalzahlung in Höhe von 500 Mark oder ein Darlehen erhalten.<ref>Ebd.</ref> |
||
Infolge der Inflation und der Währungsreform nach Ende des Zweiten Weltkriegs schrumpfte das Stiftungsvermögen auf 74 DM. Da der Stiftungszweck mit diesem Betrag nicht mehr erfüllt werden konnte, erfolgte 1951 die Auflösung der „Ingolstädter Waisenfürsorgestiftung“.<ref>Stadtarchiv Ingolstadt, A 2023: Schreiben des Pfarramts St. Moritz an den Stadtrat über die Höhe der Stiftungsgelder und den Vorschlag zur Auflösung der Stiftung (28.07.1951).</ref> |
Infolge der Inflation und der Währungsreform nach Ende des Zweiten Weltkriegs schrumpfte das Stiftungsvermögen auf 74 DM. Da der Stiftungszweck mit diesem Betrag nicht mehr erfüllt werden konnte, erfolgte 1951 die Auflösung der „Ingolstädter Waisenfürsorgestiftung“.<ref>Stadtarchiv Ingolstadt, A 2023: Schreiben des Pfarramts St. Moritz an den Stadtrat über die Höhe der Stiftungsgelder und den Vorschlag zur Auflösung der Stiftung (28.07.1951).</ref> |
||
| Zeile 28: | Zeile 28: | ||
* Stadtarchiv Ingolstadt, Alte Meldekartei: Karl Ponschab. |
* Stadtarchiv Ingolstadt, Alte Meldekartei: Karl Ponschab. |
||
* Stadtarchiv Ingolstadt, A |
* Stadtarchiv Ingolstadt, A VIII 170: Abschrift des Stiftungsbriefes vom 25. Dezember 1916 [1916]. |
||
* Stadtarchiv Ingolstadt, A 2023: Schreiben des Pfarramts St. Moritz an den Stadtrat über die Höhe der Stiftungsgelder und den Vorschlag zur Auflösung der Stiftung (28.07.1951). |
* Stadtarchiv Ingolstadt, A 2023: Schreiben des Pfarramts St. Moritz an den Stadtrat über die Höhe der Stiftungsgelder und den Vorschlag zur Auflösung der Stiftung (28.07.1951). |
||
Aktuelle Version vom 30. August 2024, 09:56 Uhr
Beitrag von Lisa Weber
Therese Ponschab (* 15. Oktober 1878 in Viechtach als Therese Haas, † 30. November 1954 in Bad Reichenhall) war von 1919 bis 1924 Mitglied des Ingolstädter Stadtrats und Mitbegründerin der „Ingolstädter Waisenfürsorgestiftung”.
Leben
Therese Ponschab wurde am 15. Oktober 1878 als Therese Haas in Viechtach geboren. Ihre Eltern waren der Schlossermeister Joseph Haas und dessen Ehefrau Franziska, geborene Steer.[1]
Am 1. Oktober 1900 heiratete sie in Viechtach den aus Ingolstadt stammenden Bierbrauersohn und Kaufmann Karl Ponschab. Dort kamen auch die beiden Kinder Karl (* 21. April 1903) und Theresia (* 25. August 1905) zur Welt. Während des Ersten Weltkriegs zog die Familie nach Ingolstadt, wo kurz darauf die Tochter Franziska (* 3. März 1917) geboren wurde. Neben den drei leiblichen Kindern zogen sie Therese Ponschabs Nichte Berta Jaumann (* 25. September 1905) als Pflegekind auf.[2]
Nachdem Frauen im Deutschen Reich im November 1918 das aktive und passive Wahlrecht erhalten hatten, konnten sie in Ingolstadt erstmals am 15. Juni 1919 zu einer Stadtratswahl antreten. Als einer von insgesamt drei Frauen neben Magdalena Herrle und Regina Schmitt gelang Therese Ponschab für die Bayerische Volkspartei (BVP) der Einzug in das Gremium. Im Stadtrat wurde sie Mitglied des Wirtschaftsausschusses sowie Verwalterin des Waisenhauses. 1924 trat sie nicht erneut zur Wahl an.[3] Ihre Schwager Josef Ponschab und August Ponschab waren ebenfalls politisch aktiv.
Therese Ponschab verzog 1931 mit einem Teil ihrer Familie nach Ebersberg und von dort nach Bad Reichenhall, wo sie am 30. November 1954 starb.[4]
Soziales Engagement
Therese Ponschab war während ihrer Zeit im Stadtrat nicht nur Verwalterin des städtischen Waisenhauses. Gemeinsam mit ihrem Mann Karl Ponschab unterstützte sie die Einrichtung und die darin untergebrachten Waisenkinder auch finanziell.
Am 25. Dezember 1916 stiftete das Ehepaar 50.000 Mark für die Waisenfürsorge. Davon entfielen 20.000 Mark auf den städtischen Waisenfonds, um für katholische Kinder Freiplätze im Waisenhaus zu finanzieren.[5]
Mit dem restlichen Betrag errichteten Karl und Therese Ponschab die selbstständige, öffentliche „Ingolstädter Waisenfürsorgestiftung“. Zweck dieser Stiftung war es, mit den vorhandenen Geldern Ausgaben zu finanzieren, für die die städtische Waisenpflege nicht aufkam. Dabei handelte es sich zum Beispiel um Beihilfen zum Studium, zur Berufsausbildung oder Heirat sowie finanzielle Hilfen für kranke Kinder, die zur Erholung auf dem Land oder in Heilanstalten untergebracht werden sollten. Ehemalige Waisenkinder, die sich in Ingolstadt beruflich selbstständig machen wollten, konnten eine Einmalzahlung in Höhe von 500 Mark oder ein Darlehen erhalten.[6]
Infolge der Inflation und der Währungsreform nach Ende des Zweiten Weltkriegs schrumpfte das Stiftungsvermögen auf 74 DM. Da der Stiftungszweck mit diesem Betrag nicht mehr erfüllt werden konnte, erfolgte 1951 die Auflösung der „Ingolstädter Waisenfürsorgestiftung“.[7]
Fußnoten
- ↑ Stadtarchiv Ingolstadt, Alte Meldekartei: Karl Ponschab.
- ↑ Ebd.
- ↑ Hausfelder (1995), S. 40.
- ↑ Ebd.
- ↑ Stadtarchiv Ingolstadt, A VIII 170: Abschrift des Stiftungsbriefes vom 25. Dezember 1916 [1916].
- ↑ Ebd.
- ↑ Stadtarchiv Ingolstadt, A 2023: Schreiben des Pfarramts St. Moritz an den Stadtrat über die Höhe der Stiftungsgelder und den Vorschlag zur Auflösung der Stiftung (28.07.1951).
Quellen
- Stadtarchiv Ingolstadt, Alte Meldekartei: Karl Ponschab.
- Stadtarchiv Ingolstadt, A VIII 170: Abschrift des Stiftungsbriefes vom 25. Dezember 1916 [1916].
- Stadtarchiv Ingolstadt, A 2023: Schreiben des Pfarramts St. Moritz an den Stadtrat über die Höhe der Stiftungsgelder und den Vorschlag zur Auflösung der Stiftung (28.07.1951).
Literatur
- Hausfelder, Edmund: Die ersten Frauen im Stadtrat. In: Stadtarchiv, Stadtmuseum und Wissenschaftliche Stadtbibliothek Ingolstadt (Hrsg.): Ingolstadt im Nationalsozialismus. Eine Studie. Eine Ausstellung von Stadtarchiv, Wissenschaftlicher Stadtbibliothek, Stadtmuseum Ingolstadt, in Zusammenarbeit mit Thomas Neumaier und der Katholischen Universität Eichstätt 7. Mai bis 30. Juli 1995. Ingolstadt (Dokumentation zur Zeitgeschichte, Bd. 1), S. 40–42.
Empfohlene Zitierweise
Weber, Lisa: Therese Ponschab. Hrsg. v. Zentrum Stadtgeschichte Ingolstadt. 2024 (Stadtgeschichtslexikon). Online verfügbar unter https://stadtgeschichtslexikon.ingolstadt.de/wiki/Therese_Ponschab (Version vom 30.08.2024), zuletzt geprüft am 08.12.2025.