Ananizapta: Unterschied zwischen den Versionen

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''Beitrag von Maximilian Wöhrl''
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„Ananizapta“ ist ein mysteriöses Wort, welches Teil mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Inschriften war und das auch auf Schrifttafeln zu lesen ist, die einst das [[Hardertor]] sowie das [[Alte Feldkirchner Tor]] zierten.
„Ananizapta“ ist ein mysteriöses Wort, welches Teil mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Inschriften und auch auf Schrifttafeln zu lesen ist, die einst das [[Hardertor]] sowie das [[Altes Feldkirchner Tor|Alte Feldkirchner Tor]] zierten.

== Bedeutung ==
== Bedeutung ==
Die genaue Bedeutung des Wortes „Ananizapta“ ist bis heute ungeklärt. Es ist weder Teil des lateinischen noch griechischen oder hebräischen Wortschatzes. Daher steht zu vermuten, dass es sich bei dem Begriff um eine Wortschöpfung von rein religiöser Bedeutung handelt.<ref>Karl (1996), S. 60.</ref> Die älteste belegte Verwendung des Wortes findet sich in einer Handschrift aus Erfurt, die im Jahr 1349 entstand, was darauf schließen lässt, dass das Wort im Zuge der Pestepidemie in den Jahren 1348/49 entstanden sein könnte.<ref>Pehl (2019).</ref> Es würde sich damit um eine Schutzformel handeln, die Unheil, Krankheit<ref>Ebd.</ref> und den Teufel abwehren sollte.<ref>Karl (1996), S. 64.</ref> Neben der Erfurter Handschrift und den beiden Ingolstädter Torsteinen ist das Wort unter anderem auch auf der Betglocke des Ulmer Münsters<ref>Ebd., S. 61.</ref> sowie auf einem Ring, den Johann Wolfgang von Goethe geschenkt bekam,<ref>Pehl (2019).</ref> zu finden. Nach einer Interpretation des 2016 verstorbenen Ingolstädter Lehrers und Historikers Werner Karl könnte die Inschrift „Verflucht sei der Teufel durch die Taufe“<ref>Karl (1996), S. 77.</ref> oder „Indem Jesus Christus von Johannes getauft worden ist und den Kreuzestod auf sich genommen hat, hat er den Tod (Teufel) überwunden“ bedeuten.<ref>Pehl (2019).</ref>
Die genaue Bedeutung des Wortes „Ananizapta“ ist bis heute ungeklärt. Es ist weder Teil des lateinischen noch griechischen oder hebräischen Wortschatzes. Daher steht zu vermuten, dass es sich bei dem Begriff um eine Wortschöpfung von rein religiöser Bedeutung handelt.<ref>Karl (1996), S. 60.</ref> Die älteste belegte Verwendung des Wortes findet sich in einer Handschrift aus Erfurt aus dem Jahr 1349, was darauf schließen lässt, dass das Wort im Zuge der Pestepidemie in den Jahren 1348/49 entstanden sein könnte.<ref>Pehl (2019).</ref> Es würde sich damit um eine Schutzformel handeln, die Unheil, Krankheit<ref>Ebd.</ref> und den Teufel abwehren sollte.<ref>Karl (1996), S. 64.</ref> Neben der Erfurter Handschrift und den beiden Ingolstädter Torsteinen ist das Wort unter anderem auch auf der Betglocke des Ulmer Münsters<ref>Ebd., S. 61.</ref> sowie auf einem Ring, den Johann Wolfgang von Goethe geschenkt bekam,<ref>Pehl (2019).</ref> zu finden. Nach einer Interpretation des 2016 verstorbenen Ingolstädter Lehrers und Historikers Werner Karl könnte die Inschrift „Verflucht sei der Teufel durch die Taufe“<ref>Karl (1996), S. 77.</ref> oder „Indem Jesus Christus von Johannes getauft worden ist und den Kreuzestod auf sich genommen hat, hat er den Tod (Teufel) überwunden“ bedeuten.<ref>Pehl (2019).</ref>

== Ananizapta an den mittelalterlichen Stadttoren Ingolstadts ==
== Ananizapta an den mittelalterlichen Stadttoren Ingolstadts ==
Sowohl am 1368 erbauten Alten Feldkirchner Tor als auch am früheren Hardertor, das 1373 entstand, befanden sich Inschriftensteine, auf denen das Wort „Ananizapta“ zu lesen war. Beim Feldkirchner Tor ist dem breiten Inschriftenstein, der das Datum der Grundsteinlegung nennt, ein kurzer, aber genauso hoher Stein übergemauert, der den Begriff eingefasst von zwei Kreisen zeigt. Ebenfalls eingefasst, aber diesmal von zwei Kreuzzeichen, ist der „Ananizapta“-Schriftzug auf der Schrifttafel, die sich am 1879 abgebrochenen Hardertor befand. Hier ist der Spruch Teil des Steines, der 1373 als Jahr der Grundsteinlegung nennt.<ref>Karl (1996), S. 60.</ref>
Sowohl am 1368 erbauten Alten Feldkirchner Tor als auch am früheren Hardertor, das 1373 entstand, befanden sich Inschriftensteine, auf denen das Wort „Ananizapta“ zu lesen ist. Beim Feldkirchner Tor ist dem breiten Inschriftenstein, der das Datum der Grundsteinlegung nennt, ein kurzer, aber genauso hoher Stein übergemauert, der den Begriff eingefasst von zwei Kreisen zeigt. Ebenfalls eingefasst, aber diesmal von zwei Kreuzzeichen, ist der „Ananizapta“-Schriftzug auf der Tafel, die sich am 1879 abgebrochenen Hardertor befand. Hier ist der Spruch Teil des Steines, der 1373 als Jahr der Grundsteinlegung nennt.<ref>Karl (1996), S. 60.</ref>[[Datei:InschriftensteinHardertor1373 InvNr1515 ZentrumStadtgeschichteIngolstadt UlliRoessle.jpg|alt=|mini|Inschriftenstein vom Hardertor, 1373 (Zentrum Stadtgeschichte Ingolstadt/Stadtmuseum, Inventarnr. 1515, Foto von Ulli Rössle). |380x380px]]


Die Inschrift vom Stein des Hardertors, der im Stadtmuseum Ingolstadt aufbewahrt wird, lautet:
Die Inschrift auf dem Stein des Hardertors, der im Stadtmuseum Ingolstadt aufbewahrt wird, lautet:


+ ANANIZAPTA + ANNO
+ ANANIZAPTA + ANNO
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LAPIS HUIUS PORTE
LAPIS HUIUS PORTE





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== Fußnoten ==
== Fußnoten ==
<references />
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== Quellen ==

* Stadtmuseum Ingolstadt, Inventarnummer 1515: Inschriftstein Hardertor (1373).


== Literatur ==
== Literatur ==


* Karl, Werner: Ananizapta. Eine geheimnisvolle Inschrift des Mittelalters. In: Sammelblatt des Historischen Vereins Ingolstadt 105. Online verfügbar unter https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb00005433?q=%28Sammelblatt+Historischer+Verein+Ingolstadt+1996%29&page=60,61, zuletzt geprüft am 04.10.2023.
* Karl, Werner: Ananizapta. Eine geheimnisvolle Inschrift des Mittelalters. In: Sammelblatt des Historischen Vereins Ingolstadt, Jg. 105 (1996), S. 59–90. Online verfügbar unter https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00005433?page=60%2C61, zuletzt geprüft am 04.10.2023.
* Pehl, Bernhard: Ananizapta oder Formel gegen die Pest. (Donaukurier) Online verfügbar unter https://www.donaukurier.de/archiv/ananizapta-oder-formel-gegen-die-pest-2296536, zuletzt geprüft am 04.10.2023.
* Pehl, Bernhard: Ananizapta oder Formel gegen die Pest. In: Donaukurier (14.11.2019). Online verfügbar unter https://www.donaukurier.de/archiv/ananizapta-oder-formel-gegen-die-pest-2296536, zuletzt geprüft am 04.10.2023.
{{Zitierweise|Autor=Wöhrl, Maximilian}}
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[[Kategorie:9. bis 15. Jahrhundert]]
[[Kategorie:9. bis 15. Jahrhundert]]

Aktuelle Version vom 29. Juli 2024, 13:26 Uhr

Beitrag von Maximilian Wöhrl

„Ananizapta“ ist ein mysteriöses Wort, welches Teil mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Inschriften und auch auf Schrifttafeln zu lesen ist, die einst das Hardertor sowie das Alte Feldkirchner Tor zierten.

Bedeutung

Die genaue Bedeutung des Wortes „Ananizapta“ ist bis heute ungeklärt. Es ist weder Teil des lateinischen noch griechischen oder hebräischen Wortschatzes. Daher steht zu vermuten, dass es sich bei dem Begriff um eine Wortschöpfung von rein religiöser Bedeutung handelt.[1] Die älteste belegte Verwendung des Wortes findet sich in einer Handschrift aus Erfurt aus dem Jahr 1349, was darauf schließen lässt, dass das Wort im Zuge der Pestepidemie in den Jahren 1348/49 entstanden sein könnte.[2] Es würde sich damit um eine Schutzformel handeln, die Unheil, Krankheit[3] und den Teufel abwehren sollte.[4] Neben der Erfurter Handschrift und den beiden Ingolstädter Torsteinen ist das Wort unter anderem auch auf der Betglocke des Ulmer Münsters[5] sowie auf einem Ring, den Johann Wolfgang von Goethe geschenkt bekam,[6] zu finden. Nach einer Interpretation des 2016 verstorbenen Ingolstädter Lehrers und Historikers Werner Karl könnte die Inschrift „Verflucht sei der Teufel durch die Taufe“[7] oder „Indem Jesus Christus von Johannes getauft worden ist und den Kreuzestod auf sich genommen hat, hat er den Tod (Teufel) überwunden“ bedeuten.[8]

Ananizapta an den mittelalterlichen Stadttoren Ingolstadts

Sowohl am 1368 erbauten Alten Feldkirchner Tor als auch am früheren Hardertor, das 1373 entstand, befanden sich Inschriftensteine, auf denen das Wort „Ananizapta“ zu lesen ist. Beim Feldkirchner Tor ist dem breiten Inschriftenstein, der das Datum der Grundsteinlegung nennt, ein kurzer, aber genauso hoher Stein übergemauert, der den Begriff eingefasst von zwei Kreisen zeigt. Ebenfalls eingefasst, aber diesmal von zwei Kreuzzeichen, ist der „Ananizapta“-Schriftzug auf der Tafel, die sich am 1879 abgebrochenen Hardertor befand. Hier ist der Spruch Teil des Steines, der 1373 als Jahr der Grundsteinlegung nennt.[9]

Inschriftenstein vom Hardertor, 1373 (Zentrum Stadtgeschichte Ingolstadt/Stadtmuseum, Inventarnr. 1515, Foto von Ulli Rössle).

Die Inschrift auf dem Stein des Hardertors, der im Stadtmuseum Ingolstadt aufbewahrt wird, lautet:

+ ANANIZAPTA + ANNO

DOMINI MCCCLXXIII FERIA SECUNDA

POST VITI POSITUS EST PRIMARIUS

LAPIS HUIUS PORTE


+ ANANIZAPTA + IM JAHRE

DES HERRN 1373 AM MONTAG

NACH VITUS WURDE DER ERSTE

STEIN DIESES TORES GELEGT

Fußnoten

  1. Karl (1996), S. 60.
  2. Pehl (2019).
  3. Ebd.
  4. Karl (1996), S. 64.
  5. Ebd., S. 61.
  6. Pehl (2019).
  7. Karl (1996), S. 77.
  8. Pehl (2019).
  9. Karl (1996), S. 60.

Literatur

Empfohlene Zitierweise

Wöhrl, Maximilian: Ananizapta. Hrsg. v. Zentrum Stadtgeschichte Ingolstadt. 2024 (Stadtgeschichtslexikon). Online verfügbar unter https://stadtgeschichtslexikon.ingolstadt.de/wiki/Ananizapta (Version vom 29.07.2024), zuletzt geprüft am 08.12.2025.

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