Ananizapta
Beitrag von Maximilian Wöhrl
„Ananizapta“ ist ein mysteriöses Wort, welches Teil mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Inschriften und auch auf Schrifttafeln zu lesen ist, die einst das Hardertor sowie das Alte Feldkirchner Tor zierten.
Bedeutung
Die genaue Bedeutung des Wortes „Ananizapta“ ist bis heute ungeklärt. Es ist weder Teil des lateinischen noch griechischen oder hebräischen Wortschatzes. Daher steht zu vermuten, dass es sich bei dem Begriff um eine Wortschöpfung von rein religiöser Bedeutung handelt.[1] Die älteste belegte Verwendung des Wortes findet sich in einer Handschrift aus Erfurt aus dem Jahr 1349, was darauf schließen lässt, dass das Wort im Zuge der Pestepidemie in den Jahren 1348/49 entstanden sein könnte.[2] Es würde sich damit um eine Schutzformel handeln, die Unheil, Krankheit[3] und den Teufel abwehren sollte.[4] Neben der Erfurter Handschrift und den beiden Ingolstädter Torsteinen ist das Wort unter anderem auch auf der Betglocke des Ulmer Münsters[5] sowie auf einem Ring, den Johann Wolfgang von Goethe geschenkt bekam,[6] zu finden. Nach einer Interpretation des 2016 verstorbenen Ingolstädter Lehrers und Historikers Werner Karl könnte die Inschrift „Verflucht sei der Teufel durch die Taufe“[7] oder „Indem Jesus Christus von Johannes getauft worden ist und den Kreuzestod auf sich genommen hat, hat er den Tod (Teufel) überwunden“ bedeuten.[8]
Ananizapta an den mittelalterlichen Stadttoren Ingolstadts
Sowohl am 1368 erbauten Alten Feldkirchner Tor als auch am früheren Hardertor, das 1373 entstand, befanden sich Inschriftensteine, auf denen das Wort „Ananizapta“ zu lesen ist. Beim Feldkirchner Tor ist dem breiten Inschriftenstein, der das Datum der Grundsteinlegung nennt, ein kurzer, aber genauso hoher Stein übergemauert, der den Begriff eingefasst von zwei Kreisen zeigt. Ebenfalls eingefasst, aber diesmal von zwei Kreuzzeichen, ist der „Ananizapta“-Schriftzug auf der Tafel, die sich am 1879 abgebrochenen Hardertor befand. Hier ist der Spruch Teil des Steines, der 1373 als Jahr der Grundsteinlegung nennt.[9]
Die Inschrift auf dem Stein des Hardertors, der im Stadtmuseum Ingolstadt aufbewahrt wird, lautet:
+ ANANIZAPTA + ANNO
DOMINI MCCCLXXIII FERIA SECUNDA
POST VITI POSITUS EST PRIMARIUS
LAPIS HUIUS PORTE
+ ANANIZAPTA + IM JAHRE
DES HERRN 1373 AM MONTAG
NACH VITUS WURDE DER ERSTE
STEIN DIESES TORES GELEGT
Fußnoten
Literatur
- Karl, Werner: Ananizapta. Eine geheimnisvolle Inschrift des Mittelalters. In: Sammelblatt des Historischen Vereins Ingolstadt, Jg. 105 (1996), S. 59–90. Online verfügbar unter https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00005433?page=60%2C61, zuletzt geprüft am 04.10.2023.
- Pehl, Bernhard: Ananizapta oder Formel gegen die Pest. In: Donaukurier (14.11.2019). Online verfügbar unter https://www.donaukurier.de/archiv/ananizapta-oder-formel-gegen-die-pest-2296536, zuletzt geprüft am 04.10.2023.
Empfohlene Zitierweise
Wöhrl, Maximilian: Ananizapta. Hrsg. v. Zentrum Stadtgeschichte Ingolstadt. 2024 (Stadtgeschichtslexikon). Online verfügbar unter https://stadtgeschichtslexikon.ingolstadt.de/wiki/Ananizapta (Version vom 29.07.2024), zuletzt geprüft am 22.06.2025.