Technische Hochschule Ingolstadt: Unterschied zwischen den Versionen
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Nach dem Weggang der Universität Ingolstadt im Jahr 1800 gab es vor allem in den 1970er Jahren von Seiten der Stadt Bestrebungen, wieder eine Fachhochschule oder Universität in Ingolstadt anzusiedeln. Mehrfach brachten Abgeordnete verschiedener Parteien Anfragen und Anträge zu diesem Thema im Bayerischen Landtag ein, darunter auch der spätere Ingolstädter Oberbürgermeister und CSU-Abgeordnete Peter Schnell. Bei den Beratungen und Abstimmungen im Landtag konnte sich der Standort Ingolstadt im Jahr 1970 jedoch nicht durchsetzen, da sich auch andere Städte wie Bayreuth oder Passau für die Errichtung von Universitäten einsetzten und sich die Mehrheit der Abgeordneten für diese Standorte aussprach.<ref>Bayerischer Landtag, Plenarprotokoll Nr. 6/98, S. 4604-4606.</ref> |
Nach dem Weggang der [[Universität Ingolstadt]] im Jahr 1800 gab es vor allem in den 1970er Jahren von Seiten der Stadt Bestrebungen, wieder eine Fachhochschule oder Universität in Ingolstadt anzusiedeln. Mehrfach brachten Abgeordnete verschiedener Parteien Anfragen und Anträge zu diesem Thema im Bayerischen Landtag ein, darunter auch der spätere Ingolstädter Oberbürgermeister und CSU-Abgeordnete Peter Schnell. Bei den Beratungen und Abstimmungen im Landtag konnte sich der Standort Ingolstadt im Jahr 1970 jedoch nicht durchsetzen, da sich auch andere Städte wie Bayreuth oder Passau für die Errichtung von Universitäten einsetzten und sich die Mehrheit der Abgeordneten für diese Standorte aussprach.<ref>Bayerischer Landtag, Plenarprotokoll Nr. 6/98: Anträge auf "Errichtung einer weiteren Universität in Ingolstadt" und "Berücksichtigung der Stadt Ingolstadt bei der Gründung von Zweitfakultäten" (16.07.1970), S. 4604-4606.</ref> |
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Ingolstadt wurde stattdessen in die bayerische Hochschulplanung aufgenommen. Um eine Entscheidung treffen zu können, ob in der Stadt eine weitere Universität gegründet werden sollte, führte die Arbeitsgruppe für Standortforschung des Instituts für Regionale Bildungsplanung an der Technischen Universität Hannover zwei Studien durch. Diese kamen zu dem Ergebnis, dass dem Standort Ingolstadt hohe Priorität zukomme.<ref>Stadt Ingolstadt |
Ingolstadt wurde stattdessen in die bayerische Hochschulplanung aufgenommen. Um eine Entscheidung treffen zu können, ob in der Stadt eine weitere Universität gegründet werden sollte, führte die Arbeitsgruppe für Standortforschung des Instituts für Regionale Bildungsplanung an der Technischen Universität Hannover zwei Studien durch. Diese kamen zu dem Ergebnis, dass dem Standort Ingolstadt hohe Priorität zukomme.<ref>Stadt Ingolstadt, S. 5.</ref> Die Initiativen zur Gründung einer Universität oder Fachhochschule in Ingolstadt verliefen jedoch in den 1970er Jahren weitgehend im Sand. Erst Ende der 1980er Jahre nahmen die Diskussionen über die Gründung einer Fachhochschule durch Anträge der Ingolstädter SPD-Abgeordneten Dr. Dr. h. c. Franz Götz und Dr. Manfred Schuhmann im Landtag wieder an Fahrt auf.<ref>Bayerischer Landtag, Drucksache Nr. 11/4362: Antrag auf Gründung einer Fachochschule in Ingolstadt (03.12.1987).</ref> |
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[[Datei:LuftbildTHI2014 ZentrumStadtgeschichteIngolstadt Schalles.jpg|alt=Gebäude der Technischen Hochschule Ingolstadt an der Esplanade mit dem Erweiterungsbau und dem im Bau befindlichen Forschungs- und Testzentrum CARISSMA.|mini|Luftbildaufnahme des Campus der Technischen Hochschule Ingolstadt an der Esplanade, 2014 (Zentrum Stadtgeschichte Ingolstadt/Stadtarchiv, Foto von Schalles).|350x350px]] |
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Auf einem Bildungsgipfel Ende 1989 einigten sich Bund und Länder darauf, die Fachhochschulen in Deutschland auszubauen und neue zu gründen. Auch die Stadt Ingolstadt bewarb sich als möglicher Standort. Am 26. November 1991 beschloss der Bayerische Ministerrat, unter anderem in Ingolstadt eine Fachhochschule mit 1000 Studienplätzen zu errichten.<ref>Der Präsident der Fachhochschule Ingolstadt |
Auf einem Bildungsgipfel Ende 1989 einigten sich Bund und Länder darauf, die Fachhochschulen in Deutschland auszubauen und neue zu gründen. Auch die Stadt Ingolstadt bewarb sich als möglicher Standort. Am 26. November 1991 beschloss der Bayerische Ministerrat, unter anderem in Ingolstadt eine Fachhochschule mit 1000 Studienplätzen zu errichten.<ref>Der Präsident der Fachhochschule Ingolstadt, S. 36.</ref> Als erste Studiengänge waren Betriebswirtschaft, Elektrotechnik, Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen vorgesehen.<ref>Staatliches Bauamt Ingolstadt, S. 8.</ref> |
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Der Vorlesungsbetrieb mit 90 eingeschriebenen Studentinnen und Studenten begann am 4. Oktober 1994 im Studiengang Betriebswirtschaftslehre. Untergebracht war die Fachhochschule in den Anfangsjahren in der Hohen Schule, dem Sitz der ersten bayerischen Landesuniversität. Symbolisch überreichte Oberbürgermeister Peter Schnell dem Gründungspräsidenten Prof. Dr. Hartmut Sax hierzu am 5. Oktober die Schlüssel.<ref>Der Präsident der Fachhochschule Ingolstadt |
Der Vorlesungsbetrieb mit 90 eingeschriebenen Studentinnen und Studenten begann am 4. Oktober 1994 im Studiengang Betriebswirtschaftslehre. Untergebracht war die Fachhochschule in den Anfangsjahren in der Hohen Schule, dem Sitz der ersten bayerischen [[Universität Ingolstadt|Landesuniversität]]. Symbolisch überreichte Oberbürgermeister Peter Schnell dem Gründungspräsidenten Prof. Dr. Hartmut Sax hierzu am 5. Oktober die Schlüssel.<ref>Der Präsident der Fachhochschule Ingolstadt, S. 37.</ref> |
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Gleichzeitig trieben die Stadt Ingolstadt und der Freistaat Bayern die Planungen voran, für die Fachhochschule einen eigenen Campus an der Esplanade zu errichten. Hierzu fand 1995 ein städtebaulicher Ideenwettbewerb statt, den der Architekt Lotharmaria Keiner und der Landschaftsarchitekt Johann Berger für sich entscheiden konnten. Das sich am Nordrand des vorgesehenen Geländes befindliche ehemalige Lagergebäude aus dem |
Gleichzeitig trieben die Stadt Ingolstadt und der Freistaat Bayern die Planungen voran, für die Fachhochschule einen eigenen Campus an der Esplanade zu errichten. Hierzu fand 1995 ein städtebaulicher Ideenwettbewerb statt, den der Architekt Lotharmaria Keiner und der Landschaftsarchitekt Johann Berger für sich entscheiden konnten. Das sich am Nordrand des vorgesehenen Geländes befindliche ehemalige Lagergebäude aus dem beginnenden 20. Jahrhundert, das zuletzt als Kleiderkammer der Bundeswehr gedient hatte, wurde aufgrund seiner guten Bausubstanz erhalten. Die Planungen zur Umgestaltung und Anpassung des Gebäudes in der Esplanade 10 an den Bedarf der Fachhochschule übernahm das Architekturbüro Sep Ostermann aus Ingolstadt, das darin unter anderem die Mensa unterbrachte.<ref>Staatliches Bauamt Ingolstadt, S. 9.</ref> |
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Im Oktober 1996 konnte mit dem Abbruch der sich auf dem Gelände befindlichen Baracken und Hallen der Bundeswehr und der Putzereihalle der Firma Schubert und Salzer begonnen werden. Bereits im März 1997 erfolgte die Grundsteinlegung und im November desselben Jahres wurde Richtfest gefeiert. Im Wintersemester 1998/99 startete der Vorlesungsbetrieb im neuen Campusgebäude an der Esplanade und nach und nach zog die gesamte Hochschule von der Hohen Schule in ihr neues Zuhause um.<ref>Ebd., S. 9.</ref> Offiziell eingeweiht wurde der ca. 100 Millionen DM teure Bau im Juni 1999.<ref>Ebd., S. 51.</ref> Parallel lief der Studienbetrieb in der Hohen Schule während der Bauarbeiten weiter und neue Studiengänge konnten eingerichtet werden. 1998 kam es zu einem Wechsel im Amt des Präsidenten. Prof. Dr. Hartmut Sax trat zurück. Ihm folgte Prof. Dr. Gunter Schweiger nach. Im selben Jahr verließen die ersten Studierenden, die 1994 das Studium aufgenommen hatten, mit einem Diplom in der Hand die Hochschule.<ref>Der Präsident der Fachhochschule Ingolstadt Prof. Dr. Gunter Schweiger (2004), S. 20.</ref> |
Im Oktober 1996 konnte mit dem Abbruch der sich auf dem Gelände befindlichen Baracken und Hallen der Bundeswehr und der Putzereihalle der Firma Schubert und Salzer begonnen werden. Bereits im März 1997 erfolgte die Grundsteinlegung und im November desselben Jahres wurde Richtfest gefeiert. Im Wintersemester 1998/99 startete der Vorlesungsbetrieb im neuen Campusgebäude an der Esplanade und nach und nach zog die gesamte Hochschule von der Hohen Schule in ihr neues Zuhause um.<ref>Ebd., S. 9.</ref> Offiziell eingeweiht wurde der ca. 100 Millionen DM teure Bau im Juni 1999.<ref>Ebd., S. 51.</ref> Parallel lief der Studienbetrieb in der Hohen Schule während der Bauarbeiten weiter und neue Studiengänge konnten eingerichtet werden. 1998 kam es zu einem Wechsel im Amt des Präsidenten. Prof. Dr. Hartmut Sax trat zurück. Ihm folgte Prof. Dr. Gunter Schweiger nach. Im selben Jahr verließen die ersten Studierenden, die 1994 das Studium aufgenommen hatten, mit einem Diplom in der Hand die Hochschule.<ref>Der Präsident der Fachhochschule Ingolstadt Prof. Dr. Gunter Schweiger (2004), S. 20.</ref> |
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Neben der Lehre nimmt auch die Forschung vor allem in den Bereichen Mobilität und Verkehrssicherheit, Künstliche Intelligenz sowie Nachhaltigkeit und erneuerbare Energien breiten Raum ein. Ingolstadt gelang es 2010 neben der Hochschule Mittweida in Sachsen als erste Fachhochschule in Deutschland die strengen Kriterien des Wissenschaftsrates zu erfüllen und eine Förderung zum Bau des Forschungs- und Testzentrums CARISSMA (Center of Automotive Research on Integrated Safety Systems and Measurement Area) zu erhalten. Dort wird seit 2016 erforscht, wie Verkehrsunfälle vermieden oder deren Folgen vermindert werden können.<ref>Prof. Dr. Walter Schober |
Neben der Lehre nimmt auch die Forschung vor allem in den Bereichen Mobilität und Verkehrssicherheit, Künstliche Intelligenz sowie Nachhaltigkeit und erneuerbare Energien breiten Raum ein. Ingolstadt gelang es 2010 neben der Hochschule Mittweida in Sachsen als erste Fachhochschule in Deutschland die strengen Kriterien des Wissenschaftsrates zu erfüllen und eine Förderung zum Bau des Forschungs- und Testzentrums CARISSMA (Center of Automotive Research on Integrated Safety Systems and Measurement Area) zu erhalten. Dort wird seit 2016 erforscht, wie Verkehrsunfälle vermieden oder deren Folgen vermindert werden können.<ref>Prof. Dr. Walter Schober, S. 51.</ref> |
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2008 wurde das Institut für Akademische Weiterbildung (IAW) gegründet, das seit 2017 in der Villa Heydeck untergebracht ist. Seitdem stellt die Weiterbildung neben Lehre und Forschung einen weiteren Pfeiler der Technischen Hochschule dar.<ref>Ebd., S. 55.</ref> Da die Hochschule immer weiter wuchs und der Platz in den bisherigen Räumlichkeiten knapp wurde, fand im Jahr 2009 ein Architektenwettbewerb zur Erweiterung der Hochschule statt. Zwei Jahre später konnte mit dem Bau auf dem ehemaligen Gießereigelände begonnen werden, der 2014 fertiggestellt wurde.<ref>Ebd., S. 86–87.</ref> Auch in Neuburg an der Donau nahm 2009 ein Studienzentrum seinen Betrieb auf.<ref>Ebd., S. 55.</ref> Dieser Standort wurde zu einem Campus ausgebaut, an dem seit 2021 Studierende in mehreren Studiengängen einen Abschluss erwerben können. |
2008 wurde das Institut für Akademische Weiterbildung (IAW) gegründet, das seit 2017 in der Villa Heydeck untergebracht ist. Seitdem stellt die Weiterbildung neben Lehre und Forschung einen weiteren Pfeiler der Technischen Hochschule dar.<ref>Ebd., S. 55.</ref> Da die Hochschule immer weiter wuchs und der Platz in den bisherigen Räumlichkeiten knapp wurde, fand im Jahr 2009 ein Architektenwettbewerb zur Erweiterung der Hochschule statt. Zwei Jahre später konnte mit dem Bau auf dem ehemaligen Gießereigelände begonnen werden, der 2014 fertiggestellt wurde.<ref>Ebd., S. 86–87.</ref> Auch in Neuburg an der Donau nahm 2009 ein Studienzentrum seinen Betrieb auf.<ref>Ebd., S. 55.</ref> Dieser Standort wurde zu einem Campus ausgebaut, an dem seit 2021 Studierende in mehreren Studiengängen einen Abschluss erwerben können. |
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==Literatur== |
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* Der Präsident der Fachhochschule Ingolstadt (Hrsg.): Fachhochschule Ingolstadt. Festschrift aus Anlass der Aufnahme des Studienbetriebs Oktober 1994. Ingolstadt |
* Der Präsident der Fachhochschule Ingolstadt (Hrsg.): Fachhochschule Ingolstadt. Festschrift aus Anlass der Aufnahme des Studienbetriebs Oktober 1994. Ingolstadt. |
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* Der Präsident der Fachhochschule Ingolstadt Prof. Dr. Gunter Schweiger (Hrsg.): 10 Jahre Fachhochschule Ingolstadt. 1994-2004. Ingolstadt 2004. |
* Der Präsident der Fachhochschule Ingolstadt Prof. Dr. Gunter Schweiger (Hrsg.): 10 Jahre Fachhochschule Ingolstadt. 1994-2004. Ingolstadt 2004. |
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* Schober, Walter (Hrsg.): 20 Jahre Technische Hochschule Ingolstadt 1994-2014. Ingolstadt 2014. Online verfügbar unter https://langzeitarchivierung.bib-bvb.de:443/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=IE10925172, zuletzt geprüft am 23.10.2023. |
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* Staatliches Bauamt Ingolstadt (Hrsg.): Fachhochschule Ingolstadt. Baudokumentation. Ingolstadt |
* Staatliches Bauamt Ingolstadt (Hrsg.): Fachhochschule Ingolstadt. Baudokumentation. Ingolstadt. |
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* Stadt Ingolstadt (Hrsg.): Ingolstadt als Standort einer Hochschule. Ingolstadt |
* Stadt Ingolstadt (Hrsg.): Ingolstadt als Standort einer Hochschule. Ingolstadt. |
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[[Kategorie:Schule und Bildung]] |
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Aktuelle Version vom 10. Juli 2024, 14:20 Uhr
Beitrag von Lisa Weber
Die Technische Hochschule Ingolstadt (THI) ist eine 1994 gegründete Fachhochschule mit Sitz in Ingolstadt und einem Standort in Neuburg an der Donau. Die Studienschwerpunkte liegen in den Bereichen Wirtschaft und Technik. Zudem ist die THI neben der Lehre auch in der Forschung und Weiterbildung engagiert. Der Ingolstädter Campus befindet sich an der Esplanade nordöstlich der Altstadt auf dem ehemaligen Gießereigelände.
Vorgeschichte
Nach dem Weggang der Universität Ingolstadt im Jahr 1800 gab es vor allem in den 1970er Jahren von Seiten der Stadt Bestrebungen, wieder eine Fachhochschule oder Universität in Ingolstadt anzusiedeln. Mehrfach brachten Abgeordnete verschiedener Parteien Anfragen und Anträge zu diesem Thema im Bayerischen Landtag ein, darunter auch der spätere Ingolstädter Oberbürgermeister und CSU-Abgeordnete Peter Schnell. Bei den Beratungen und Abstimmungen im Landtag konnte sich der Standort Ingolstadt im Jahr 1970 jedoch nicht durchsetzen, da sich auch andere Städte wie Bayreuth oder Passau für die Errichtung von Universitäten einsetzten und sich die Mehrheit der Abgeordneten für diese Standorte aussprach.[1]
Ingolstadt wurde stattdessen in die bayerische Hochschulplanung aufgenommen. Um eine Entscheidung treffen zu können, ob in der Stadt eine weitere Universität gegründet werden sollte, führte die Arbeitsgruppe für Standortforschung des Instituts für Regionale Bildungsplanung an der Technischen Universität Hannover zwei Studien durch. Diese kamen zu dem Ergebnis, dass dem Standort Ingolstadt hohe Priorität zukomme.[2] Die Initiativen zur Gründung einer Universität oder Fachhochschule in Ingolstadt verliefen jedoch in den 1970er Jahren weitgehend im Sand. Erst Ende der 1980er Jahre nahmen die Diskussionen über die Gründung einer Fachhochschule durch Anträge der Ingolstädter SPD-Abgeordneten Dr. Dr. h. c. Franz Götz und Dr. Manfred Schuhmann im Landtag wieder an Fahrt auf.[3]
Geschichte

Auf einem Bildungsgipfel Ende 1989 einigten sich Bund und Länder darauf, die Fachhochschulen in Deutschland auszubauen und neue zu gründen. Auch die Stadt Ingolstadt bewarb sich als möglicher Standort. Am 26. November 1991 beschloss der Bayerische Ministerrat, unter anderem in Ingolstadt eine Fachhochschule mit 1000 Studienplätzen zu errichten.[4] Als erste Studiengänge waren Betriebswirtschaft, Elektrotechnik, Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen vorgesehen.[5]
Der Vorlesungsbetrieb mit 90 eingeschriebenen Studentinnen und Studenten begann am 4. Oktober 1994 im Studiengang Betriebswirtschaftslehre. Untergebracht war die Fachhochschule in den Anfangsjahren in der Hohen Schule, dem Sitz der ersten bayerischen Landesuniversität. Symbolisch überreichte Oberbürgermeister Peter Schnell dem Gründungspräsidenten Prof. Dr. Hartmut Sax hierzu am 5. Oktober die Schlüssel.[6]
Gleichzeitig trieben die Stadt Ingolstadt und der Freistaat Bayern die Planungen voran, für die Fachhochschule einen eigenen Campus an der Esplanade zu errichten. Hierzu fand 1995 ein städtebaulicher Ideenwettbewerb statt, den der Architekt Lotharmaria Keiner und der Landschaftsarchitekt Johann Berger für sich entscheiden konnten. Das sich am Nordrand des vorgesehenen Geländes befindliche ehemalige Lagergebäude aus dem beginnenden 20. Jahrhundert, das zuletzt als Kleiderkammer der Bundeswehr gedient hatte, wurde aufgrund seiner guten Bausubstanz erhalten. Die Planungen zur Umgestaltung und Anpassung des Gebäudes in der Esplanade 10 an den Bedarf der Fachhochschule übernahm das Architekturbüro Sep Ostermann aus Ingolstadt, das darin unter anderem die Mensa unterbrachte.[7]
Im Oktober 1996 konnte mit dem Abbruch der sich auf dem Gelände befindlichen Baracken und Hallen der Bundeswehr und der Putzereihalle der Firma Schubert und Salzer begonnen werden. Bereits im März 1997 erfolgte die Grundsteinlegung und im November desselben Jahres wurde Richtfest gefeiert. Im Wintersemester 1998/99 startete der Vorlesungsbetrieb im neuen Campusgebäude an der Esplanade und nach und nach zog die gesamte Hochschule von der Hohen Schule in ihr neues Zuhause um.[8] Offiziell eingeweiht wurde der ca. 100 Millionen DM teure Bau im Juni 1999.[9] Parallel lief der Studienbetrieb in der Hohen Schule während der Bauarbeiten weiter und neue Studiengänge konnten eingerichtet werden. 1998 kam es zu einem Wechsel im Amt des Präsidenten. Prof. Dr. Hartmut Sax trat zurück. Ihm folgte Prof. Dr. Gunter Schweiger nach. Im selben Jahr verließen die ersten Studierenden, die 1994 das Studium aufgenommen hatten, mit einem Diplom in der Hand die Hochschule.[10]
Neben der Lehre nimmt auch die Forschung vor allem in den Bereichen Mobilität und Verkehrssicherheit, Künstliche Intelligenz sowie Nachhaltigkeit und erneuerbare Energien breiten Raum ein. Ingolstadt gelang es 2010 neben der Hochschule Mittweida in Sachsen als erste Fachhochschule in Deutschland die strengen Kriterien des Wissenschaftsrates zu erfüllen und eine Förderung zum Bau des Forschungs- und Testzentrums CARISSMA (Center of Automotive Research on Integrated Safety Systems and Measurement Area) zu erhalten. Dort wird seit 2016 erforscht, wie Verkehrsunfälle vermieden oder deren Folgen vermindert werden können.[11]
2008 wurde das Institut für Akademische Weiterbildung (IAW) gegründet, das seit 2017 in der Villa Heydeck untergebracht ist. Seitdem stellt die Weiterbildung neben Lehre und Forschung einen weiteren Pfeiler der Technischen Hochschule dar.[12] Da die Hochschule immer weiter wuchs und der Platz in den bisherigen Räumlichkeiten knapp wurde, fand im Jahr 2009 ein Architektenwettbewerb zur Erweiterung der Hochschule statt. Zwei Jahre später konnte mit dem Bau auf dem ehemaligen Gießereigelände begonnen werden, der 2014 fertiggestellt wurde.[13] Auch in Neuburg an der Donau nahm 2009 ein Studienzentrum seinen Betrieb auf.[14] Dieser Standort wurde zu einem Campus ausgebaut, an dem seit 2021 Studierende in mehreren Studiengängen einen Abschluss erwerben können.
Auf Prof Dr. Gunter Schweiger folgte 2012 Prof. Dr. Walter Schober im Präsidentenamt. Ein Jahr später wurde der Fachhochschule durch den Bayerischen Ministerrat der Titel „Technische Hochschule“ verliehen.[15] In einem bayernweiten Wettbewerb des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst hatte sie sich neben drei weiteren Fachhochschulen darum beworben und sich wie die anderen Mitbewerber durchsetzen können.
Fußnoten
- ↑ Bayerischer Landtag, Plenarprotokoll Nr. 6/98: Anträge auf "Errichtung einer weiteren Universität in Ingolstadt" und "Berücksichtigung der Stadt Ingolstadt bei der Gründung von Zweitfakultäten" (16.07.1970), S. 4604-4606.
- ↑ Stadt Ingolstadt, S. 5.
- ↑ Bayerischer Landtag, Drucksache Nr. 11/4362: Antrag auf Gründung einer Fachochschule in Ingolstadt (03.12.1987).
- ↑ Der Präsident der Fachhochschule Ingolstadt, S. 36.
- ↑ Staatliches Bauamt Ingolstadt, S. 8.
- ↑ Der Präsident der Fachhochschule Ingolstadt, S. 37.
- ↑ Staatliches Bauamt Ingolstadt, S. 9.
- ↑ Ebd., S. 9.
- ↑ Ebd., S. 51.
- ↑ Der Präsident der Fachhochschule Ingolstadt Prof. Dr. Gunter Schweiger (2004), S. 20.
- ↑ Prof. Dr. Walter Schober, S. 51.
- ↑ Ebd., S. 55.
- ↑ Ebd., S. 86–87.
- ↑ Ebd., S. 55.
- ↑ Ebd., S. 21
Quellen
- Bayerischer Landtag, Plenarprotokoll Nr. 6/98: Anträge auf "Errichtung einer weiteren Universität in Ingolstadt" und "Berücksichtigung der Stadt Ingolstadt bei der Gründung von Zweitfakultäten" (16.07.1970).
- Bayerischer Landtag, Drucksache Nr. 11/4362: Antrag auf Gründung einer Fachochschule in Ingolstadt (03.12.1987).
Literatur
- Der Präsident der Fachhochschule Ingolstadt (Hrsg.): Fachhochschule Ingolstadt. Festschrift aus Anlass der Aufnahme des Studienbetriebs Oktober 1994. Ingolstadt.
- Der Präsident der Fachhochschule Ingolstadt Prof. Dr. Gunter Schweiger (Hrsg.): 10 Jahre Fachhochschule Ingolstadt. 1994-2004. Ingolstadt 2004.
- Schober, Walter (Hrsg.): 20 Jahre Technische Hochschule Ingolstadt 1994-2014. Ingolstadt 2014. Online verfügbar unter https://langzeitarchivierung.bib-bvb.de:443/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=IE10925172, zuletzt geprüft am 23.10.2023.
- Staatliches Bauamt Ingolstadt (Hrsg.): Fachhochschule Ingolstadt. Baudokumentation. Ingolstadt.
- Stadt Ingolstadt (Hrsg.): Ingolstadt als Standort einer Hochschule. Ingolstadt.
Empfohlene Zitierweise
Weber, Lisa: Technische Hochschule Ingolstadt. Hrsg. v. Zentrum Stadtgeschichte Ingolstadt. 2024 (Stadtgeschichtslexikon). Online verfügbar unter https://stadtgeschichtslexikon.ingolstadt.de/wiki/Technische_Hochschule_Ingolstadt (Version vom 10.07.2024), zuletzt geprüft am 08.12.2025.