Jakob Balde

Aus Stadt Ingolstadt Stadtgeschichtslexikon

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Beitrag von Nina Pätzold

Jakob (Jacob/ Jacobus) Balde, SJ (Societas Jesu) (* 4. Januar 1604 in Ensisheim, Elsass; † 9. August 1668 in Neuburg an der Donau) war ein deutscher Dichter und Jesuit. In Ingolstadt lehrte er als Universitätsprofessor Rhetorik.

Leben

Baldes Ausbildung begann 1613 in Belfort, er erhielt Bildung im Bereich der Humaniora bei den Jesuiten in Ensisheim und im Bereich der Philosophie in Molsheim bei Straßburg. 1621 wurde Molsheim von mansfeldischen Truppen überfallen, woraufhin Balde nach Ingolstadt kam und das Jurastudium begann. Dieses beendete er jedoch aufgrund eines für ihn einschneidenden Ereignisses nicht: Nachdem das Ständchen, welches er einer Ingolstädterin sang, ohne Anerkennung blieb, entschied er sich dazu, den damals der Musik wenig angetanen Societas Jesu zu folgen,[1] nach seinem berühmten Ausspruch „Cantatum satis est, frangito barbiton“ („Genug ist gesungen, es zerschelle die Leier“).[2] 1623 trat Balde in die Societas Jesu ein und begann am 1. Juli 1624 sein Noviziat im Kolleg zu Landsberg. Seine Lehrtätigkeit begann 1626 in München und Innsbruck in den Bereichen der Grammatik und Rhetorik. 1630 kam Balde nach Ingolstadt zurück, um das Studium der Theologie aufzunehmen, hier wurde er Zeuge der schwedischen Belagerung und schrieb, inspiriert von Graf Tilly, sein rhapsodisches Werk Tillii parentalia. Am 24. September 1633 wurde Balde zum Priester geweiht und anschließend nach München gesandt. In den Jahren 1635 bis 1637 kehrte er nach Ingolstadt zurück, um seine Lehrtätigkeit als Professor der Rhetorik an der Universität in Ingolstadt zu vollziehen. Hier führte er sein biblisches Drama Jephtias (1637) auf, welches ihm Anerkennung als Dichter einbrachte. In den folgenden Jahren arbeitete Balde als Prinzenerzieher unter Herzog Albrecht VI. Leuchtenberger, darauffolgend hatte er in München die Position des kurfürstlichen Hofpredigers inne (1638-1640) sowie des Hofhistoriographen. Aufgrund gesundheitlicher Probleme bewegte sich Balde jedoch 1654 nach Neuburg an der Donau. Hier war er als Hofprediger und folgend als Beichtvater von Pfalzgraf Philipp Wilhelm angestellt.[3] Dort blieb Jakob Balde bis zu seinem Tod 1668.[4]

Literarisches Schaffen

Jakob Baldes Werk ist hinsichtlich der für das Barockzeitalter typischen lateinischen Sprache besonders. Eben diese Besonderheit vermindert jedoch den Zugang zum Werk mit dem Aussterben der lateinischen Sprache und bekräftigte das Vergessen von Baldes Werken. Johann Gottfried Herder, welcher Baldes Werk zwar übersetzte (Terpsichore 1795/96) konnte dem zunehmenden Vergessen dennoch nicht entgegenhalten. Baldes Stil ist gekennzeichnet von seinem umfangreichen Wissen der Lyrik, Epik und Dramatik, sowie strikt dem Barockstil folgend. Inhaltlich finden sich Themen der Natur, Vaterlandsliebe und Religiosität. Besonders prägend war unter anderem sein Werk Lyrica, welches die Dichtung von Horaz als Inspiration innehat.[5] Dies trug mitunter dazu bei, dass Balde fortan als „Deutscher Horaz“ bekannt wurde.[6]

Prägend war Jakob Balde auch für das Jesuitentheater in Ingolstadt. Ursprung hat dieses in dem Einsatz von Theateraufführungen als zusätzliches Mittel neben dem herkömmlichen Unterrichten.[7] Baldes Jephtias, aufgeführt 1637, ist eines dieser Theaterstücke. Das Drama spielt auf eine biblische Geschichte in Kapitel elf des Buches der Richter an. Jephte hatte vor einer kriegerischen Auseinandersetzung mit den Ammonitern geschworen, sollte er siegen, so wird er das Erste, was er bei seiner Heimkehr sieht, opfern. Da Jephtes Tochter Menulema auf ihren Vater zulief, war ihr Schicksal besiegelt. Kennzeichnend für das Werk sind unter anderem Anagramme (Menulema für Emmanuel), sowie Menulemas Zögern gegenüber ihrer Opferrolle und das Leiden ihres Verlobten und ihrer Freunde. Jakob Balde führte das Drama mit Schülerinnen und Schülern auf, auch Musik, beispielsweise in Form von Sprechchören, war Teil der Aufführung.[8]

Werke (Auswahl)[9]

  • Batrachomyomachia Homeri Tubâ Romanâ Cantatâ (Ingolstadt 1637)
  • Iacobi Balde è Societate Iesv Poema De Vanitate Mvndi (München 1638)
  • Iacobi Balde è Societate Jesv Sylvarvm Libri VII. (München 1643)
  • Lyrica. Epodi (München 1643)
  • Teutscher Poeten Eyferig: vnd lustiges nachsinnen vber das Trostreiche ehren Lied, Agathyrs, genannt Vom Lob vnd Wolstandt Der Dürr oder Mageren Gesellschaft (1647)
  • I. Balde. S.I. Iephtias (Amberg 1654)
  • Solatium Podagricorvm (München 1661)
  • De Eclipsi Solari Anno MDCLIV Die XII. Augusti, In Europa, A pluribus spectata Tvbo Optico (München 1662)
  • Iacobi Balde è Societate Jesu Urania Victrix (München 1663)
  • Expeditio Polemico-Poêtica: Sive Castrvm Ignorantiae Boetorum Arcadúmque Reginae à Poetis Veteribus ac Novis obsessum, expugnatum, eversum (München 1664)
  • Magnvs Tillivs Redivivvs Sive M. Tillij Parentalia (München 1678)

Spuren in Ingolstadt

  • Studentenwohnheim "Jakob Balde": In der Schulstraße 16 in Ingolstadt findet sich ein durch die Canisiusstiftung unterstütztes Studentenwohnheim. Die Namensgebung nach einem Jesuiten folgt dem Beispiel weiterer Gebäude der Canisiusstiftung.[10]
  • Wandfresko des Dr. Eck-Saals
  • Baldestraße in Ingolstadt

Fußnoten

  1. Konstanciak (1991), S. 250.
  2. Ebd., S. 254
  3. Weitlauff (1998).
  4. Konstanciak (1991), S. 251.
  5. Weitlauff (1998).
  6. Konstanciak (1991), S. 251.
  7. Ebd., S. 246.
  8. Ebd., S. 249.
  9. Westermayer (1998), S. 19–24.
  10. Katholische Canisiusstiftung.

Literatur

  • Katholische Canisiusstiftung (Hrsg.): Studentenwohnheim "Jakob Balde". Ingolstadt. Online verfügbar unter http://www.canisiusstiftung.de/, zuletzt geprüft am 21.11.2023.
  • Konstanciak, Ruth: Das Jesuitentheater in Ingolstadt. In: Stadtarchiv Ingolstadt (Hrsg.): Die Jesuiten in Ingolstadt. 1549-1773. Ausstellungskatalog zur Ausstellung 12. Oktober 1991 bis 12. Januar 1992. Ingolstadt 1991, S. 246–260.
  • Weitlauff, Manfred: Balde. In: Winfried Müller und Laetitia Boehm (Hrsg.): Biographisches Lexikon der Ludwig-Maximilians-Universität München. Ingolstadt - Landshut 1472-1826. Band 1. Berlin 1998 (Münchener Universitätschriften / Universitätsarchiv, Bd. 18), S. 29–30.
  • Westermayer, Georg: Jacobus Balde (1604 - 1668), sein Leben und seine Werke. Eine literärhistorische Skizze zu Baldes's zweihundertjährigem Todesgedächniß. Photomechanischer Nachdruck der Ausgabe München 1868. Amsterdam, Maarssen 1998 (Geistliche Literatur der Barockzeit, Sonderband, Bd. 3).

Empfohlene Zitierweise

Pätzold, Nina: Jakob Balde. Hrsg. v. Zentrum Stadtgeschichte Ingolstadt. 2023 (Stadtgeschichtslexikon). Online verfügbar unter https://stadtgeschichtslexikon.ingolstadt.de/wiki/Jakob_Balde (Version vom 15.12.2023), zuletzt geprüft am 08.12.2025.


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