Kreuztor
Beitrag von Maximilian Wöhrl
Das Ingolstädter Kreuztor entstand im Zuge der zweiten Stadtbefestigung in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Aufgrund seines markanten Erscheinungsbildes sowie seiner geschichtlichen Bedeutung wurde es zu einem der Wahrzeichen der Stadt Ingolstadt.
Geschichte und Erscheinung
Die Stadterweiterung Ingolstadts ab 1360 geschah auf Wunsch Ludwigs V. des Brandenburgers, dem Sohn Ludwigs des Bayern. Durchgeführt wurde die Erweiterung von der Stadt selbst, genauer gesagt von Rat und Bürgern.[1] Im Zuge dieser Erweiterung wurden vier große Tore erbaut, die als Hauptzugänge zur Stadt fungierten. Neben dem Feldkirchnertor, Hardertor und Donautor war das westlich gelegene Kreuztor eines dieser vier Haupttore. Der Architekt des Kreuztors ist unbekannt, was angesichts der kunstvollen architektonischen Gestaltung des Bauwerks verwundert. Laut einer oberhalb der Einfahrt angebrachten Inschrift wurde 1386 der Grundstein für das Tor gelegt.[2]
Der Unterbau der Kreuztores ist quadratisch und wird von vier Ecktürmen eingesäumt. Darauf befindet sich ein achteckiger Turmaufsatz, der einen markanten Zinnenkranz aufweist. Dieser Turmaufsatz ist mit einem steilen Turmhelm versehen, der aus dem Zinnenkranz herausragt. Der zwingerartige und von zwei Türmen flankierte Vorbau befindet sich auf jener der Altstadt abgewandten Seite und ist dem Hauptbau vorgelagert. Geziert wird das Tor lediglich durch einen Spitzbogenfries aus Werkstein sowie das bayerische Rautenwappen auf der Feindseite und ein Stadtwappen an der Torinnenseite. Zudem ist bekannt, dass das Tor einst einen Putz aufwies, der nicht nur die weichen Ziegel schützen, sondern auch die Baustruktur des Tores vor etwaigen Angreifern verbergen sollte.[3] Da die ehemalige Optik samt Putzresten den ästhetischen Vorstellungen der Zeitgenossen nicht entsprach, wurden einige Reste der ehemaligen Verputzung im Zuge der Restaurierung in den 1860er Jahren entfernt, um einen dem 19. Jahrhundert entsprechend romantisierten Eindruck einer Backsteinfassade zu erwecken.[4]
Benannt ist das Kreuztor nach dem Aussätzigenhaus mit Kirche zum Heiligen Kreuz, welches sich einst westlich der Stadt befand, bevor es im 16. Jahrhundert einem Bollwerk, der Kreuztor-Bastei, wich. Das Bollwerk wurde 1800 zusammen mit anderen Basteien von den Franzosen gesprengt.[5] Vor dem Tor befand sich ein Graben, über den eine Brücke führte und der in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts aufgeschüttet wurde, sodass die ursprüngliche Optik des Tores verloren ging. Ebenfalls in diese Zeit fiel der Bau einer zweiten Tordurchfahrt. Durch die Werke zeitgenössischer Künstler – wie zum Beispiel Carl Spitzweg – ist das einstige Aussehen des Tores überliefert. Die beiden Fußgängerwege wurden in den Jahren 1929/30 bzw. 1952 angelegt.[6]
Fußnoten
Literatur
- Förderverein Kreuztor Ingolstadt: Das Gebäude. Online verfügbar unter https://www.kreuztor-ingolstadt.de/gebaeude.html, zuletzt geprüft am 26.09.2023.
- Hofmann, Siegfried: Geschichte der Stadt Ingolstadt. Von den Anfängen bis 1505. Ingolstadt 2000.
- Kreuzstraße 13. In: Frank Becker, Christina Grimminger und Karlheinz Hemmeter (Hrsg.): Stadt Ingolstadt. Ensembles, Baudenkmäler, archäologische Denkmäler, Bd. 1. 2 Bände. München 2002 (Denkmäler in Bayern, Bd. I.1), S. 270–271.
- Stadtbefestigung. In: Frank Becker, Christina Grimminger und Karlheinz Hemmeter (Hrsg.): Stadt Ingolstadt. Ensembles, Baudenkmäler, archäologische Denkmäler, Bd. 1. 2 Bände. München 2002 (Denkmäler in Bayern, Bd. I.1), S. 13–21.
Empfohlene Zitierweise
Wöhrl, Maximilian: Kreuztor. Hrsg. v. Zentrum Stadtgeschichte Ingolstadt. 2024 (Stadtgeschichtslexikon). Online verfügbar unter https://stadtgeschichtslexikon.ingolstadt.de/wiki/Kreuztor (Version vom 28.05.2024), zuletzt geprüft am 11.10.2024.