Schutter
Beitrag von Jasmin Kambach
Die Schutter ist ein linker Nebenfluss der Donau und gehört zusammen mit der Donau zu den wichtigsten Gewässern Ingolstadts.

Bedeutung für Ingolstadt
Die Schutter hatte immer eine große wirtschaftliche Bedeutung für Ingolstadt. Sie diente als Antrieb für eine Vielzahl von Mühlen (innerhalb und außerhalb des Stadtgebietes), bot Bade- und Schwimmwasser und ermöglichte Gerbern, Färbern, Fischern, Lederern und Metzgern die Ausübung ihres Handwerks.
Außerdem diente sie dem Betrieb der Brunnen. Über ein Brunnenwerk im Schutterturm bei Eintritt der Schutter in die Stadt konnten vor allem die Röhrbrunnen mit Wasser versorgt werden.[1]
Bereits vor der Stadtwerdung Ingolstadts im 13. Jahrhundert wurde die Schutter wahrscheinlich schon zum Mühlenbetrieb an die Niederlassung herangeführt. Im nördlichen Stadtgebiet, zwischen Dünzlau und Antoniusschwaige, ist die Schutter heute eine der bedeutendsten Biotopachsen. Der Talraum im Westen ist von großer Bedeutung für die Frischluftversorgung der Stadt.[2]
In Ingolstadt heißt es auch heute noch, ein echter „Schanzer“ wurde in der Ingolstädter Altstadt geboren mit Schutterwasser getauft.
Verlauf
Die Quelle der Schutter liegt am Fuße des Galgenberges im Altmühltal. Über 32 km fließt sie durch den Landkreis Eichstätt und das Stadtgebiet Ingolstadt, wo sie in die Donau mündet.
Altmühltal
Die Schutter fließt zunächst durch den Markt Wellheim, entlang südlich des Mühlbergs weiter nach Osten. Bei Kranzelstein verlässt sie das Urdonautal um ihren Weg durch das Schutterengtal in Richtung Nassenfels fortzusetzen. Danach fließt sie weiter in südliche Richtung vorbei an Meilenhofen, Zell an der Speck und Nassenfels in das Stadtgebiet Ingolstadt.
Ingolstadt
Zunächst durchfließt die Schutter den Stadtteil Dünzlau. Sie setzt ihren Weg nach Südosten fort, vorbei an der Heinlmühle, der Ochsenmühle, der Schaumühle und der Spitzlmühle. Entlang an der Gerolfinger Straße führt sie ihr Weg an der Antoniusschwaige vorbei über das „Ingolstädter Schuttermoos“.
Auf dieser Strecke, noch vor der Antoniusschwaige, kreuzt sie zum zwölften und letzten Mal mit dem Schutterflutkanal, der zur Regulierung der Schutter geschaffen wurde.
1972 wurde die Schutter in den Künettegraben geleitet, über den sie ihren Weg in die Donau findet.
Entwicklung des Flussverlaufes
Urschutter
Die ursprüngliche Quelle der sog. „Urschutter“ lag ungefähr bei Nassenfels und floss über ihr heutiges Tal nach Osten. In der Gegend des späteren Ingolstädter Beckens vereinte sie sich mit den Flüssen „Neuburger Fluss“, „Ur-Paar“ und „Ur-Ilm“, die gemeinsam über Kehlheim in die „Urdonau“ mündeten.[3]
Innerhalb von Jahrhunderttausenden verlegte die Schutter ihre Quelle immer weiter westlich und erreichte schließlich die Urdonau bei der Waldau nahe Hüttling. Durch das Zusammentreffen wurde die Urdonau durch das Schuttertal in das „Ingolstädter Becken“ und die „Weltenburger Enge“ nach Osten umgeleitet und „verschluckte“ die Schutter dabei regelrecht. Erst einige zehntausend Jahre später, als der „Neuburger Fluss“ die Urdonau bei Stepperg nahe Rennertshofen erreichte und wiederum nach Osten umleitete, entstand die Schutter wieder.[4]
Am Westfuss des Galgenberges riss die Donau durch ihre Eintiefungen Karstwasserklüfte auf, welche sich nach der Verlegung der Donau zur heutigen Quelle der Schutter entwickelten.
Die Schutter erhielt den keltischen Namen „Scutara“, was Schlammwasser bedeutet. Der Grund liegt in der geringen Fließgeschwindigkeit und den im Schuttertal verbreiteten Moorböden, was dazu führt, dass die Schutter nur Schlamm befördern kann.[5]
Früherer Verlauf durch Ingolstadt
Im Zuge der Stadterweiterung im 14. und 15. Jahrhundert wurde die Schutter in die Stadt integriert. Sie wurde durch die zweite Stadtmauer geführt, wo seit dem 14. Jahrhundert der Brunnhausturm steht, der ab dem 16. Jahrhundert als Wasserturm diente.
Zunächst verlief der Fluss entlang der Gerbergasse, vorbei an der Griesmühle, der ältesten Mühle im Stadtgebiet Ingolstadts. Weiter entlang der heutigen Griesbadgasse erreichte die Schutter die Schleifmühle. Ihr Weg setzte sich über die Wagnerwirtsgasse, über die Spitalstraße und die Schutterstraße fort, wo sie mit Korbbögen aus Ziegelmauerwerk überwölbt wurde. Lediglich zwischen Brunnhausturm und Griesmühle verlief die Schutter offen. Entlang der Spitalstraße führte sie am Heilig-Geist-Spital - heute das Technische Rathaus - und der Spitalkirche vorbei zur ehemaligen Augustinerkirche – heute Viktualienmarkt. Nahe des Neuen Schlosses mündete die Schutter letztendlich in die Donau.
Später wurde die Mündung aufgrund von Rückstaus schrittweise donauabwärts verlegt wurde. Bis 1972 verlief die Schutter nach der Durchquerung der Stadt gemeinsam mit den Abwässern im Schutterableitungskanal in Richtung Feldkirchen und dann ungeklärt in die Donau. Aufgrund des Kläranlagenbaus wurde beschlossen, sie in den Künettegraben zu leiten.[6]
Schutterregulierungen
Bereits im 19. Jahrhundert gab es erste Ansätze die Schutter durch Entwässerungsanlagen zu regulieren, was jedoch nicht erfolgreich war. 1919 wurde ein Antrag zur Entwässerung des Schuttertales gestellt, um die Ertragssituation für die Landwirte zu verbessern und die Missstände und Schwierigkeiten bei der Instandhaltung des Schutterbettes zu beseitigen. Daraufhin wurde 1926 der „Zweckverband zur Entwässerung des Schuttertales“ gegründet, woraufhin bereits im gleichen Jahr mit den Baumaßnahmen begonnen werden konnte. Zunächst wurde ein knapp 2 km langer Graben von Fort Haslang bis über die Schaumühle sowie zahlreiche Kunstbauten unter dem Schutterbett geschaffen. Im zweiten Bauabschnitt entstanden laterale Entwässerungsgräben hin zum Flutgraben. Zuletzt wurden im dritten Bauabschnitt das eigentliche Schutterbett und das Ufer saniert. Der Schutterflutkanal mündet in den Ludlgraben im „Roten Gries“.[7]
Durch die Schutterregulierung gewannen die Landwirte durch die Entwässerung der Wiesen fruchtbares Ackerland. Die Wassermenge der Schutter wurde durch die Maßnahme jedoch reduziert, wodurch die Mühlen nicht mehr wie vorher betrieben werden konnten. Dies führte dazu, dass die Müller zusätzliche Motorenkraft in die Mühlen einbauen mussten.[8]
Mühlen an der Schutter
Die Schutter wurde zum Betrieb von Mühlen genutzt. Bis zu ihrer Mündung in der Donau betrieb die Schutter insgesamt 26 Mühlen – wovon 19 Mühlen heute noch existent sind.
- Wellheimer Mühle: Nach nur 1,5 km die erste Mühle in der Schutter. Heute nicht mehr existent.
- Feldmühle: Ersterwähnung 1342, Stilllegung 1818[9]
- Bauchenberger Mühle: Ersterwähnung 1385,[10] Einsturz 1920
- Sächenfartmühle: Ersterwähnung 1309, Stilllegung 1962[11]
- Meilenhofer Mühle: 1928 abgerissen[12]
- Zeller Mühle: Wahrscheinlich im 17. Jahrhundert erbaut, Stilllegung 1970er[13]
- Speckmühle: 1932 abgebrannt, wiederaufgebaut und bis 1955 in Betrieb
- Aumühle: Ersterwähnung 16. Jahrhundert (laut mündlichen Überlieferungen älter), Stilllegung 1978
- Oberhaidmühle: Ersterwähnung 1448, Stilllegung 1960
- Unterhaidmühle: Wahrscheinlich im 15. Jahrhundert erbaut, Stilllegung 1954[14]
- Wolkertshofer Mühle: Ersterwähnung 1277, heute noch in Betrieb[15]
- Moosmühle: Ersterwähnung 1461 (Mühle ist jedoch älter), stillgelegt[16]
- Reinboltsmühle: Ersterwähnung 1674, Mahlbetrieb ca. 1984 eingestellt, Mühlrad noch in Betrieb und produziert Strom für den Eigenbetrieb
- Dünzlauer Mühle: Ersterwähnung 1507,[17] Stilllegung 1955[18]
- Heindlmühle: Ersterwähnung 1416, Stilllegung 1950, 1951-1953 Anwesen nach historischen Vorlagen neu aufgebaut[19]
- Ochsenmühle: Ersterwähnung Salbuch von 1260/80, Stilllegung 1988[20]
- Semmelmühle: Gehörte 1450 zum Meierhof nach Gaimersheim, Ablöschung und Abriss 1926/29, Kapelle blieb erhalten
- Schaumühle: Ging 1790 an das Kloster St. Johann im Gnadenthal zu Ingolstadt über. Noch immer wird dort Weizen, Soja und Käsein gemahlen
- Spitzlmühle: Abriss 1960[21]
- Karlmühle: Ersterwähung 1507 als „Feldmühle“, Stilllegung 1958[22]
- Winklermühle: Ersterwähnung 1417, Betrieb 1928 teilweise und 1934 ganz eingestellt.[23]
- Brodmühle: Ersterwähnung 1580,[24] Stilllegung ca. 1982[25], letzte erhaltene Schuttermühle vor der Einmündung in den Künettegraben
- Griesmühle: Errichtung 13. Jahrhundert, Stilllegung 1961[26]
- Schleifmühle, Stadtmühle und Mittermühle (heute Winklermühle): Abgaben 1224 und 1228 festgelegt, abgerissen[27]
Schutterbäder
Aufgrund ihrer geringen Breite von ca. 4 m und Tiefe von ca. 60 cm, war die Schutter als Platz zum Baden und Schwimmen geeignet. Darum entstanden vier Schutterbäder im Stadtgebiet Ingolstadt – das Städtische Schutterbad nahe des Aloisiweges, das „Strandbad Frauensee“ nahe der Brodmühle, das Militärschwimmbad im Schutterhof und das Städtische Volksbad südwestlich des Kreuztores.[28]
Schutterordnung
Die Schutter wurde vielfältig genutzt, was dazu führte, dass es immer wieder Streit zwischen den verschiedenen Interessensgruppen gab. Diese Differenzen wurden über Jahrhunderte hinweg geführt. So forderten die Müller beispielsweise eine hohe Wassermenge zum Betrieb ihrer Mühlen, die Landwirte jedoch eine niedrige Wassermenge zum raschen Wasserabfluss.
Um eine Rechtsgrundlage bei den vielen Streitigkeiten zu haben, wurde 1477 von Herzog Ludwig IX. dem Reichen und Wilhelm Bischof von Eichstätt eine Schutterordnung erlassen. Mit dieser Ordnung wurden Vorschriften zum Unterhalt und zur Räumung der Schutter festgelegt.[29]
Trotz der getroffenen Maßnahmen, kam es immer wieder zu Streitigkeiten zwischen den verschiedenen Interessen.
Fußnoten
- ↑ Hofmann (2006), S. 216.
- ↑ Niedermeier (2002), S. 25.
- ↑ Ebd., S. 7.
- ↑ Ebd., S. 8.
- ↑ Ebd., S. 9.
- ↑ Pehl (2023).
- ↑ Treffer, S. 1219–1220.
- ↑ Niedermeier (2002), S. 32.
- ↑ Ebd., S. 12.
- ↑ Hambeck (1983), S. 31.
- ↑ Niedermeier (2002), S. 14.
- ↑ Hambeck (1983), S. 38.
- ↑ Ebd., S. 39.
- ↑ Niedermeier (2002), S. 18.
- ↑ Ebd., S. 19.
- ↑ Ebd., S. 20.
- ↑ Ebd., S. 21.
- ↑ Hambeck (1983), S. 63.
- ↑ Niedermeier (2002), S. 21.
- ↑ Ebd., S. 24.
- ↑ Ebd., S. 25.
- ↑ Ebd., S. 27.
- ↑ Ebd., S. 28.
- ↑ Ebd., S. 25.
- ↑ Hambeck (1983), S. 83.
- ↑ Niedermeier (2002), S. 25.
- ↑ Hambeck (1983), S. 90.
- ↑ Niedermeier (2002), S. 29–30.
- ↑ Stadtarchiv Ingolstadt, A II 21a.
Quellen
- Stadtarchiv Ingolstadt, A II 21a: Abschrift der Schutterordnung 1477 (Abschrift von 1840-1899).
Literatur
- Hambeck, Petra: Die Mühlen an der Schutter – Erkundungen an einem Flüßchen zwischen Altmühl und Donau. Zulassungsarbeit für die erste Lehramtsprüfung an Hauptschulen im Fachbereich Volkskunde, Katholische Universität Eichstätt 1983.
- Hofmann, Siegfried (Hrsg.): Geschichte der Stadt Ingolstadt. 1506-1600. Ingolstadt 2006.
- Niedermeier, Heinrich: Die Schutter. Von der Quelle bis zur Mündung in die Donau. Der Ingolstädter Schutterlauf früher und heute. Ingolstadt 2002.
- Pehl, Bernhard: Vor einem halben Jahrhundert wurde die Schutter umgeleitet. Sie mündet heute in den Künettegraben. Donaukurier. 2022. Online verfügbar unter https://www.donaukurier.de/lokales/ingolstadt/vor-einem-halben-jahrhundert-wurde-die-schutter-umgeleitet-6334387 (Version vom 22.09.2023), zuletzt geprüft am 20.10.2023.
- Treffer, Gerd: Ingolstadt in der Weimarer Zeit 1918-1933. 4 Bände. Ingolstadt 2021 (Geschichte der Stadt Ingolstadt, Bd. V, 1918-1972).
- Bayerisches Staatsministerium der Finanzen und für Heimat (Hrsg.): BayernAtlas. Online verfügbar unter https://geoportal.bayern.de/bayernatlas/?E=664805.90&zoom=7&N=5407390.17&bgLayer=tk&lang=de&topic=ba&catalogNodes=11, zuletzt geprüft am 20.10.2023.
Empfohlene Zitierweise
Kambach, Jasmin: Schutter. Hrsg. v. Zentrum Stadtgeschichte Ingolstadt. 2023 (Stadtgeschichtslexikon). Online verfügbar unter https://stadtgeschichtslexikon.ingolstadt.de/wiki/Schutter (Version vom 27.10.2023), zuletzt geprüft am 08.12.2025.