Bartholomäer-Institut
Beitrag von Maximilian Wöhrl
Das ehemalige Bartholomäer-Institut befindet sich in der Johannesstraße 11 und diente früher als Priesterseminar, dann als Offizierskasino und ist heute Sitz des Ingolstädter Kolpingvereins. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.
Geschichte des Seminars in Ingolstadt
Im Jahr 1640 gründete der Priester Bartholomäus Holzhauser das Institut der in Gemeinschaft lebenden Weltpriester (lat. Institutum clericorum saecularium in communi viventium) am Kollegiatstift Tittmoning als Reaktion auf den Zustand der Kirche nach Ende des Dreißigjährigen Krieges und die Wirren der damit einhergehenden Konfessionsstreitigkeiten.[1] Dieses Institut, welches ebenfalls Bartholomäer-Institut oder -Seminar genannt wurde, bemühte sich um eine gute Bildung sowie die (Alters-)Versorgung des Weltklerus. Zur Verwirklichung der Ziele seines Instituts ließ Holzhauser Seminare an Bischofssitzen und Universitätsstädten errichten sowie Priester- und Eremitenhäuser bauen, in denen die Jugend unterrichtet werden sollte.[2]
Die erste Einrichtung rief er 1643 in Salzburg ins Leben, verlegte sie jedoch 1649 nach Ingolstadt, den Sitz der Bayerischen Landesuniversität. Mitsamt dem Regens Johann Weißenrieder kamen 10 Schüler nach Ingolstadt. Unterhalten und unterstützt wurden die 11 Bartholomäer dabei vom Ingolstädter Juraprofessor Johann Jakob Lossius.[3] Da dieser ebenfalls der Administrator des herzoglichen Georgianums war, erhielt das Seminar der Bartholomäer das mittlere Stockwerk des Gebäudes, bevor das Bartholomäum als Neubau in den Jahren 1687 und 1721 entstand. 1803 wurde das Seminar aufgelöst, bevor es zunächst militärisch und ab 1953 vom Kolpingverein genutzt wurde.[4]
Baugeschichte

Der Bau des Bartholomäer-Instituts wurde in zwei barocken Bauphasen – die erste 1687, die zweite 1721 – verwirklicht, um das im Jahr 1640 von Pfarrer Bartholomäus Holzhauser gegründete Priesterseminar zu beherbergen. Aufgrund der umliegenden Häuser, deren geringe Größe noch der mittelalterlichen Kleinmaßstabigkeit geschuldet ist, sticht das auffällig lange, dreigeschossige Gebäude besonders hervor.[5]
Das Entstehungsjahr 1687 konnte über die dendrochronologische Untersuchung des Dachgebälks ermittelt werden. Zuvor hatten sich nur die beiden östlichen Hausstellen im Besitz des „Bartholomäums“ befunden, deren damaligen Zustand man dem Sandtner Modell entnehmen kann. Dasselbe gilt für die westliche Hausstelle, die erst Anfang des 18. Jahrhunderts an das Institut überging. In der zweiten Bauphase, die ebenso über die Untersuchung des Dachstuhles bestimmt werden konnte, wurde der bestehende Bau um vier Fensterachsen nach Westen und einen Anbau nach Norden ergänzt. Lediglich das Kellergeschoss gab die mittelalterliche Baustruktur noch preis.[6] Das Gebäude erhielt einen Mittelflur zum westlichen „Neubau“, der auch den Nordtrakt mittig durchzog. Hinzu kamen ein Vier-Pfeiler-Treppenhaus und ein Abgang zum Keller. Die Treppe wurde vergrößert, weshalb der Haupteingang verlegt werden musste.[7]
Am 14. Januar 1803 wurde das Bartholomäer-Institut aufgelöst und das Gebäude ging an das Militär. 1801 und 1810 wurden unter „Ingenieur Obrist-Lieutnant“ Caspers Umbaupläne erstellt, die schließlich zum Umbau des Hauses in ein Lazarett führten. 1872 wurde das Lazarett zum „Officiers-Casino Nr. 160“ umgestaltet, das auch als „Offiziersspeiseanstalt“ bezeichnet wurde. Zudem wurde die ehemalige Kapelle im Obergeschoss in einen beide Obergeschosse umfassenden Spiegelsaal umgebaut, der als Speisesaal genutzt wurde.[8]
Zwischen 1945 und 1953 mieteten die örtlichen Pfarrkirchenstiftungen und die Kolpingfamilie das Gebäude als Hospiz an, woraufhin es 1953 käuflich an den „Kolpinghaus Ingolstadt e.V.“ überging.[9] Daraufhin folgten weitere Umbauten wie der Neubau des „Ledigenwohnheims“ 1962, der Ausbau der „Ratsstube“ 1965 oder die Renovierung des „Spiegelsaals“ 1977. Im Jahr 2002 wurde das neue Kolpinghaus eingeweiht und das Gebäude wird seitdem durch die Kolping Akademie Ingolstadt genutzt.[10]
Fußnoten
Literatur
- Becker, Franz; Grimminger, Christina; Hemmeter, Karlheinz (Hg.): Denkmäler in Bayern. Stadt Ingolstadt (Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland). München 2002.
- Stein, Claudius: Das Ingolstädter Seminar der Bartholomäer unter seinem letzten Regens Thomas Mayer (1795-1800). In: Sammelblatt des Historischen Vereins Ingolstadt (120). Ingolstadt 2011, S. 171-194.
Empfohlene Zitierweise
Wöhrl, Maximilian: Bartholomäer-Institut. Hrsg. v. Zentrum Stadtgeschichte Ingolstadt. 2024 (Stadtgeschichtslexikon). Online verfügbar unter https://stadtgeschichtslexikon.ingolstadt.de/wiki/Bartholom%C3%A4er-Institut (Version vom 14.06.2024), zuletzt geprüft am 08.12.2025.