Salzhandel in Ingolstadt

Aus Stadt Ingolstadt Stadtgeschichtslexikon

Beitrag von Maximilian Wöhrl

Der Salzhandel stellte neben dem Weinhandel einen der wichtigsten Wirtschaftszweige Ingolstadts dar. Die nötige Infrastruktur bestand aus den Salzstraßen sowie dem 1312 erstmals erwähnten Salzmarkt.

Geschichte

Am Ende des Rathausplatzes ragen Pfeifturm und der Turm der Moritzkirche auf. Davor stehen das Alte Rathaus und die Hauptwache. Am rechten Rand des Platzes steht der Salzstadel.
Ingolstädter Rathausplatz mit Salzstadel, 1842 (Zentrum Stadtgeschichte Ingolstadt/Stadtarchiv, GS III 1667, Aquarell von Johann Nepomuk Haubenschmid).

Der Salzmarkt wurde als Platz erstmals am 14. Februar 1312 urkundlich erwähnt und befand sich dort, wo heute der Ingolstädter Rathausplatz zu finden ist. Es ist jedoch davon auszugehen ist, dass der Salzmarkt schon in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts existierte.[1] Der sogenannte Salzstadel befand sich in der Südostecke des Platzes.[2] Auffallend ist, dass die schriftliche Fixierung des sogenannten Niederlagsrechts bzw. Stapelrechts, welches die zeitweise Lagerung von Waren auf einem Stapelplatz vor Ort gewährte, in der Urkunde von 1312 fehlte.[3] Ebenso fehlen schriftliche Nachweise, die Aufschluss über den Beginn des Ingolstädter Salzhandels im 13. Jahrhundert geben. Statt eines dokumentierten Niederlagsrechts wurde in das Privilegienbuch von 1493 eine Urkunde Kaiser Ludwigs vom 6. November 1323 eingefügt. Diese Urkunde verpflichtete zur Salzniederlage in München und setzte den Isarübergang als Transportweg fest, wobei auch Landshut als Hauptstadt des niederbayerischen Teilherzogtums als Station genannt wurde. Für alle über die Donau ankommenden Güter (Salz, Wein oder Eisen) erhielten die Ingolstädter das Niederlagsrecht im Jahre 1402. [4] Ludwig V. der Brandenburger – der Sohn Ludwigs des Bayern – bestätigte Ingolstadt 1348 das Recht, sich einen Anteil in Höhe von 1 Pfennig an jeder Scheibe Salz zu nehmen und diesen „Scheibenpfennig“ zum Wohle der Stadt zu verwenden.[5]

Bürgermeister und Rat erließen am 9. Juni 1533 eine neue Salzordnung für die Stadt. Verfügte die vorherige Salzordnung von 1513 noch, dass der Salzhandel durch eine Gesellschaft erfolgen sollte, änderte sich dies nun. Von nun an musste sich jeder, der berechtigt war mit Salz zu handeln, an einem bestimmten Datum einfinden und bestätigen, dass er sich am Salzkauf beteiligen wollte. Der Handel selbst wurde über ein kompliziertes Lossystem abgewickelt. Jeder Bürger durfte dabei nur für sich selbst Salzhandel treiben. Im Jahr 1562 folgte eine Ergänzungsbestimmung, die das Losverfahren präziser formulierte.[6]

Die zunehmende Verstaatlichung des Handels unter Herzog Wilhelm V. im 16. Jahrhundert markierte das Ende des städtischen Salzhandels.[7] Der Landesfürst versuchte ein Handelsmonopol innerhalb seines Territoriums zu etablieren und kaufte den bedeutendsten Städten die Handels- und Niederlagsrechte ab. Viele Städte in Bayern lösten ihre Salzsenderzünfte auf, der Handel mit Salz brach ein. Auch Ingolstadt war von dieser Entwicklung betroffen. Das staatliche Absatzmonopol endete schließlich 1868.[8]

Salzstraßen

Wiederholte Regierungswechsel machten verbindliche Transportwege für das Salz notwendig.[9] Als Strecke wurde die Salzstraße von Süden über Wasserburg und den Isarübergang beschlossen, was gleichzeitig andere Salzstraßen und Wege im Teilherzogtum Oberbayern ausschloss.[10] Von München aus wurde das Salz nach Ingolstadt und von dort über die Donau nach Norden weitertransportiert. Eine weitere Salzstraße verlief über Landshut, wo sie sich in drei Wege aufspaltete, die nach Ingolstadt, Neustadt und Regensburg führten. Zwischen Ingolstadt und Neustadt, welches das Niederlagsrecht für Salz im Jahre 1363 erhalten hatte, entwickelte sich ein Konkurrenzverhältnis.[11]

Wirtschaftliche Bedeutung

Schon in prähistorischer Zeit und in der Antike stellte Salz ein unverzichtbares und wichtiges Handelsgut dar.[12] Die Stadt Bad Reichenhall konnte sich im Frühmittelalter aufgrund ihrer reichhaltigen Salzvorkommen eine Sonderstellung sichern, wobei das Reichenhaller Salz über Wasser- und Landwege im gesamten Reich transportiert und verkauft wurde.[13] Die Region westlich von Reichenhall kann ab dem 13. Jahrhundert als Hauptabsatzgebiet für bayerisches Salz genannt werden. Diese Zeit war geprägt von Stadt- und Marktgründungen, die im Zuge der wittelsbachischen Städtepolitik entstanden. Der Salzhandel bestimmte die Wirtschaftspolitik der Wittelsbacher in Bayern dabei maßgeblich und beeinflusste die bayerische Stadtentwicklung im Hoch- und Spätmittelalter.[14]

Aufgrund seiner geographischen Lage und infrastrukturellen Anbindung, florierte Ingolstadt auch aufgrund seiner Handelsbeziehungen. Wie bedeutend der Handel mit Salz für die Stadt war, zeigt eine Untersuchung des Ingolstädter Lehrers und Historikers Hanns Kuhn, der für die Jahre 1501 bis 1556 jährlich circa 39.000 Zentner (1 Zentner = 50 kg) und für das Jahr 1523 sogar bis zu 44.000 Zentner Salz berechnete.[15] Im Jahr 1609 kann das Salzamt in Ingolstadt einen Spitzenwert von 72.134 Gulden für Hällisches Salz und 15.588 Gulden für Salz aus Reichenhall nachweisen.[16]

Fußnoten

  1. Hofmann (2000), S. 95.
  2. Hofmann (2012), S. 61f.
  3. Schönewald (2000), S. 35.
  4. Hofmann (2012), S. 57.
  5. Hofmann, 2000, S. 201.
  6. Hofmann (2006), S. 258.
  7. Ebd., S. 295.
  8. Lang (2023).
  9. Hofmann (2000), S. 201.
  10. Ebd., S. 95.
  11. Hofmann (2006), S. 256.
  12. Lang (2023).
  13. Ebd.
  14. Lang (2023).
  15. Schönewald (2000), S. 35.
  16. Hofmann (2012), S. 61.

Literatur

  • Hofmann, Siegfried: Geschichte der Stadt Ingolstadt. 1506-1600. Ingolstadt 2006.
  • Hofmann, Siegfried: Geschichte der Stadt Ingolstadt. Von den Anfängen bis 1500, München 2000.
  • Hofmann, Siegfried: Ingolstadt im 17. Jahrhundert (Das Bayerische Jahrtausend). München 2012.
  • Lang, Johannes: Art. Salzhandel, Altbayern (Mittelalter/Frühe Neuzeit). publiziert am 09.02.2023. Online verfügbar unter (Historisches Lexikon Bayerns) <http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Salzhandel,_Altbayern_(Mittelalter/Frühe_Neuzeit)>, zuletzt geprüft am 30.07.2023.
  • Schönewald, Beatrix: Ingolstadt – vom Werden einer Stadt – Geschichten und Gesichter. In: Stadt Ingolstadt; Stadtmuseum Ingolstadt; Deutsches Medizinhistorisches Museum; Bayerisches Armeemuseum (Hrsg.): Geschichten & Gesichter. Ingolstadt – vom Werden einer Stadt, Ingolstadt 2000.

Empfohlene Zitierweise

Wöhrl, Maximilian: Salzhandel in Ingolstadt. Hrsg. v. Zentrum Stadtgeschichte Ingolstadt. 2024 (Stadtgeschichtslexikon). Online verfügbar unter https://stadtgeschichtslexikon.ingolstadt.de/wiki/Salzhandel_in_Ingolstadt (Version vom 13.05.2024), zuletzt geprüft am 19.09.2024.

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