Schwedenschimmel

Beitrag von Gerd Riedel
Der Schwedenschimmel, das präparierte Pferd des berühmten Schwedenkönigs Gustav Adolf, gehört zu den bedeutendsten Objekten im Stadtmuseum. Er gilt zudem als ältestes Tierpräparat Europas. Seine Geschichte hat sich tief eingegraben in das Bewusstsein der Ingolstädter Bevölkerung. Sie spielte während des Dreißigjährigen Krieges und wurde schon von den Zeitgenossen in Text und Bild gut dokumentiert.[1]
Der schwedische Angriff auf Ingolstadt[2]
Nach der Niederlage Tillys bei Breitenfeld am 17. September 1631 waren in der katholischen Liga verbündete Territorien aufs höchste gefährdet. Im März 1632 begann die schwedische Offensive gegen Franken, Schwaben und Bayern. Am 15. April 1632 überschritt Gustav Adolf bei Rain den Lech, am 24. April zog er in Augsburg ein.
Ingolstadt wurde am 28. April erreicht und das Hauptquartier südlich der Donau, in Oberstimm, aufgeschlagen. Das Hauptkontingent des Heeres lag bei Unsernherrn, die vorderste Front im heutigen Bahnhofsviertel. Sie ist auf einem zeitgenössischen Aquarell von Johannes Windberger im Vordergrund, mit der Stadt im Hintergrund, zu sehen. Die schwedischen Angriffe galten der Donaubrücke, die durch ein hörnerartiges Verteidigungswerk, ein sogenanntes Hornwerk, geschützt war.

Der Tod des Schwedenschimmels
Die Angriffe konnten jedoch zurückgeschlagen werden. So entschloss sich König Gustav Adolf am 30. April zu einem Erkundungsritt vor die Festungswerke der Stadt und näherte sich ihnen bis auf etwa 300 Meter.[3] Dabei traf eine Geschützkugel, die von der Eselbastei beim Neuen Schloss abgefeuert worden war, sein Pferd. Es begrub den König unter sich, er blieb aber weitgehend unverletzt. Am nächsten Tag erfuhren die Ingolstädter durch Gefangene von dem Ereignis und holten das getötete Reittier später in die Mauern der Festung. Hier wurde es zunächst auf der Eselbastei aufgestellt und später im Zeughaus verwahrt. Seit 1904 ist es das Glanzstück des Ingolstädter Stadtmuseums.
Wider Erwarten hielt Ingolstadt stand. Die Schweden verloren im Hinblick auf das strategisch wichtige Regensburg, wohin sich Kurfürst Maximilian begab, entscheidende Tage. Am 30. April starb in Ingolstadt im Hause Professor Arnold Raths der bei Rain schwer verwundete Feldherr Johann T’Serclaes von Tilly. Der Schimmel König Gustav Adolfs wurde nach dem Abmarsch der Schweden zur gefeierten Trophäe. Am 4. Mai zogen die Schweden in Richtung München ab.
Die Folgen des Angriffs
Die Bedrohung Ingolstadts war außerordentlich. Da aber Ingolstadt von den Schweden nicht eingenommen wurde, blieb die Altstadt verschont. Die zu Ingolstadt gehörenden Audörfer, Unsernherrn, Mailing, Feldkirchen, Hundszell, Haunwöhr, Rothenturm und Kothau sowie die vor der Stadt liegenden Mühlen brannten hingegen nieder.
Trotz des Verteidigungssieges in Ingolstadt stand Bayern dem Schwedenkönig offen und er konnte in München einziehen. Ingolstadt markiert jedoch den Wendepunkt des Kriegsglücks des „Löwen aus Mitternacht“. Dadurch erhielt der Kampf um Ingolstadt eine geradezu symbolische Bedeutung. Die katholische Seite gewann wieder an Zuversicht. In einem zeitgenössischen Flugblatt wird die Rolle Ingolstadts aus der Sicht des bayerischen Monarchen in die bis heute geläufigen Worte gefasst: Zu München will ich nehren, zu Ingolstadt mich wehren.[4]
Fußnoten
Quellen
Sammlung Stadtmuseum. Zentrum Stadtgeschichte W247
Literatur:
- Hofmann, Siegfried; Treffer, Gerd: Stadtmuseum Ingolstadt. Braunschweig 1988.
- Kuhn, Hanns: Die Schweden vor Ingolstadt. 28. April – 4. Mai 1632. In: Sammelblatt des Historischen Vereins Ingolstadt, Jg. 50 (1932), S. 79–144. Online verfügbar unter https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00005187?page=84,85, zuletzt geprüft am 23.10.2023.
- Schönauer, Tobias: Ingolstadt in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Soziale und wirtschaftliche Aspekte der Stadtgeschichte. Zugl.: Eichstätt-Ingolstadt, Kath. Univ., Diss., 2006/2007. Ingolstadt 2007 (Beiträge zur Geschichte Ingolstadts, Bd. 4).
Empfohlene Zitierweise
Riedel, Gerd: Schwedenschimmel. Hrsg. v. Zentrum Stadtgeschichte Ingolstadt. 2023 (Stadtgeschichtslexikon). Online verfügbar unter https://stadtgeschichtslexikon.ingolstadt.de/wiki/Schwedenschimmel (Version vom 30.10.2023), zuletzt geprüft am 08.12.2025.