Kriegsspital

Aus Stadt Ingolstadt Stadtgeschichtslexikon

Beitrag von Maximilian Wöhrl

Das auch als Flandernkaserne bezeichnete Kriegsspital in Ingolstadt ist ein Ziegelbau, der als Lazarett Teil der Landesfestung Ingolstadt war und deren einstiger Westflügel heute als Fach- und Berufsoberschule dient, während der Nordflügel heute das Kettelerhaus beherbergt. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.

Geschichte

Luftbildaufnahme des Kriegsspitals, um 1900 (Zentrum Stadtgeschichte Ingolstadt/Stadtarchiv).

Die Flandernkaserne wurde in den Jahren 1861 bis 1865 erbaut und sollte, entgegen ihres Namens, nicht als Kaserne, sondern als Kriegsspital für das Militär fungieren. Dies erklärt auch die gewaltigen Ausmaße des unverputzten Festungsbaus, neben dem das in direkter Nachbarschaft liegende Kreuztor wie verzwergt wirkt.[1]

Die Planungen für das Kriegsspital begannen im Jahr 1859, als das Kriegsministerium ein Gutachten und Entwürfe für ein neues Kriegsspital anforderte, das im Kriegsfall zwischen 300 und 400 Verletzte beherbergen sollte. Am 7. August desselben Jahres folgte erneut die Aufforderung, Konzepte vorzubringen. Die Stadt gab zu Protokoll, dass ein Genie-Hauptmann namens Richard Schunk an den Entwürfen gearbeitet habe, dann aber versetzt worden sei, was die Fertigstellung verzögerte. Hierbei wurde öffentlich, dass es bereits ältere Entwürfe gab, unter anderem aus dem Jahr 1849. Nachdem alles Übrige ermittelt war, legte das Genie-Corps-Commando dem Kriegsministerium in München 8 Pläne und 19 schriftliche Beilagen vor. Das Ministerium drängte 1860 darauf, den Bau baldmöglichst zu beginnen.[2]

Nach einer weiteren Planungsphase wurde 1861 – nach Beendigung des Souterrainbaus für den Westflügel – mit dem Kriegsministerium über eine feierliche Grundsteinlegung verhandelt, der stattgegeben wurde. Damit reihte sich das Spital in eine Traditionslinie mit anderen Festungsbauten wie dem Brückenkopf oder der Hauptbefestigung ein.[3] In den folgenden Jahren wurden die Flügel des Gebäudekomplexes samt Innenausbau fertiggestellt. 1865 gab es abschließende Restarbeiten, deren Beendigung der Stadt- und Festungs-Commandantschaft Ingolstadt am 25. Oktober gemeldet wurde.[4]

Während der gesamten Planungs- und Bauphase kam es wiederholt zu Unstimmigkeiten zwischen den verantwortlichen Parteien. Steine des Anstoßes waren unter anderem die Finanzierung, die Lage, die zulasten des ehemaligen Jesuitenkollegs ging, sowie Zuständigkeiten und Übergabetermine.[5]

Den Namen „Flandernkaserne“ erhielt das Spital im Dritten Reich, da der bombensichere, dreigeschossige Festungsbau im Zweiten Weltkrieg als Kaserne genutzt wurde.

1979 wurde der Nordflügel des Kriegsspitals, der heute als Kettelerhaus dient, in ein Schul- und Verwaltungsgebäude umgebaut.[6] Ende der 1980er Jahre folgte der Westflügel mit seinen tonnengewölbten Räumen, der seitdem die Fach- und Berufsoberschule beherbergt. Das Dach wurde durch eine Stahlbetonkonstruktion ersetzt.[7]

Fußnoten

  1. Hofmann (1988), S. 4.
  2. Ebd., S. 5f.
  3. Ebd., S. 9.
  4. Ebd., S. 10f.
  5. Ebd., S. 4-11.
  6. Becker; Grimminger; Hemmeter (2002), S. 202.
  7. Ebd., S. 359f.

Literatur

  • Hofmann, Siegfried: Das ehemalige Kriegsspital – zur Baugeschichte. In: Sanierung der Flandernkaserne für die Fachoberschule Ingolstadt (Hg. v. Stadt Ingolstadt). Ingolstadt 1988. S. 4-18.
  • Becker, Franz; Grimminger, Christina; Hemmeter, Karlheinz (Hg.): Denkmäler in Bayern. Stadt Ingolstadt (Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland). München 2002.

Empfohlene Zitierweise

Wöhrl, Maximilian: Kriegsspital. Hrsg. v. Zentrum Stadtgeschichte Ingolstadt. 2024 (Stadtgeschichtslexikon). Online verfügbar unter https://stadtgeschichtslexikon.ingolstadt.de/wiki/Kriegsspital (Version vom 13.05.2024), zuletzt geprüft am 08.12.2025.

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