Philipp Apian
Beitrag von Maximilian Wöhrl
Philipp Apian (* 14. September 1531 in Ingolstadt, † 14. November 1589 in Tübingen) war ein deutscher Mathematiker, Arzt, Astronom und Kartograf. Er führte die erste Landesvermessung Bayerns durch und war wie sein Vater Peter Apian Professor an der Bayerischen Landesuniversität in Ingolstadt.
Leben und Werk
Philipp Apian wurde am 14. September 1531 in Ingolstadt als viertes Kind des berühmten Gelehrten und Ingolstädter Professors Peter Apian und seiner Frau Katharina geboren.[1] Peter Apian übernahm die Erziehung und Lehre des Sohnes Philipp persönlich – wobei den mathematischen Studien ein besonderes Augenmerk geschenkt wurde[2] –, bis dieser im Alter von 11 Jahren[3] an die städtische Universität ging und seine Ausbildung durch Studienreisen nach Burgund und Frankreich beendete. Kurz nach Philipps Rückkehr starb der Vater und vererbte seinem Sohn seinen wissenschaftlichen Nachlass.[4] Viel Zeit zum Durcharbeiten des Nachlasses blieb ihm jedoch nicht, da er bald als Nachfolger seines Vaters bestimmt wurde und als Professor an der Universität unterrichten sollte.[5]
Mit gerade einmal 21 Jahren wurde er Dozent der Mathematik an einer der bedeutendsten Universitäten im Reich.[6] Dabei profitierte er nicht nur vom Ansehen seines Vaters, sondern auch von seiner Bildung und Erziehung und von der hauseigenen Druckerei, in der er eigene Arbeiten veröffentlichen konnte. Bald war er einer der beliebtesten Lehrer an der Universität und konnte zu seinen besten Zeiten mehr als 80 Studenten zu seiner Zuhörerschaft zählen – eine für mathematische Fächer ungewöhnliche Menge.[7] Zunehmend wandte er sich auch der Medizin zu und studierte die Heilmittellehre.[8] Im Auftrag Herzog Albrechts V. fertigte Apian eine Karte des gesamten Herzogtums Bayern an, womit er einer der Pioniere der Landesvermessung wurde. Hinzu kam sein Interesse an Erd- und Himmelsgloben, von denen er selbst Exemplare anfertigte.[9]
Apian war der Reformation zugeneigt, woraus er keinen Hehl machte. Die päpstliche Bulle von 1564 war ein harter Schlag gegen den neuen Glauben, da sie ein Bekenntnis von allen Lehrkräften zum Papst und der römisch-katholischen Kirche forderte.[10] Nachdem die Durchsetzung der Bulle 1568 auch in Ingolstadt gefordert wurde, verlor er seine Stelle an der Universität, die stark von den gegenreformatorischen Bestrebungen der Jesuiten geprägt war.[11] Nachdem er ein Jahr später aus Ingolstadt vertrieben worden war, siedelte er nach Tübingen über, wo er an der dortigen Universität einen Lehrauftrag annahm. Auch diesen verlor er im Jahr 1583, da er sich nicht vom Calvinismus distanzieren und diesen verdammen wollte.[12] Die letzten Jahre verbrachte er mit seiner Frau Sabine in Tübingen, wo er sich seinen eigenen Forschungen widmete.
Am 14. November 1589 starb Philipp Apian im Alter von 58 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalles in seinem Haus in Tübingen.[13]
Das Apian-Gymnasium sowie die Apianstraße im Süden Ingolstadts sind nach Philipp und seinem Vater Peter Apian benannt.
Apian und die Vermessung Bayerns
Von 1554 bis 1561 vermaß Apian als erster Kartograf ganz Bayern und fertigte für Herzog Albrecht V. eine knapp 45 Quadratmeter große Karte Bayerns an, die 1563 vom Maler Barthelme Refinger fertiggestellt wurde.[14] Hilfe hatte er dabei unter anderem von einem unbekannten Zeichner sowie seinem Bruder Timotheus, der bei den Messungen durch einen Sturz tödlich verunglückte.[15] 1568 wurde die Karte über die von seinem Vater gegründete Universitätsdruckerei im verkleinerten Maßstab als „24 Bayerische Landtafeln“ verlegt. Diese Arbeit gilt als Meisterwerk und Blaupause[16] für die Geländedarstellung sowie als wichtiger Schritt in der Entwicklung der eigentlichen Topographie.[17]
Bis ins 18. Jahrhundert hinein wurde Apians Arbeit als Grundlage für die Landesvermessung verwendet. Die Karte erhielt eine neue Ausgabe im Jahr 1671 und zwei Neuauflagen in den Jahren 1880 und 1886. Zudem existiert eine 1761 geschaffene, 40 Blätter umfassende Kopie von Apians Bayernkarte.[18] Neben knapp 1000 Ortschaften waren Gebirge, Gewässer, Wälder und weitere kleine landschaftliche Details eingezeichnet. Die Karte brachte Apian Ruhm und Ansehen schon unter seinen Zeitgenossen, da der Detailgrad, die Informationsdichte sowie die Genauigkeit ihresgleichen suchten.[19]
Privates
Philipp Apian heiratete im Alter von 33 Jahren die aus Rosenheim stammende Sabine Scheuchenstuel, welche die Tochter des herzoglichen Kastners Hans Scheuchenstuel war. Am 4. September 1564 nahm er sie mit nach Ingolstadt, wo die Hochzeit mit 108 Gästen stattfand.[20]
Fußnoten
- ↑ Reber-Gruber (1923), S. 1. Auszug.
- ↑ Ebd., S. 7.
- ↑ Hofmann (2006), S. 609.
- ↑ Reber-Gruber (1923), S. 1. Auszug.
- ↑ Ebd., S. 19f.
- ↑ Ebd., S. 20.
- ↑ Ebd., S. 20f.
- ↑ Ebd., S. 23.
- ↑ Hartner (1953), S. 326.
- ↑ Reber-Gruber (1923), S. 68.
- ↑ Hartner (1953), S. 326.
- ↑ Reber-Gruber (1923), S. 125f.
- ↑ Ebd., S. 155f.
- ↑ Hartner (1953), S. 326.
- ↑ Reber-Gruber (1923), S. 39.
- ↑ Hartner (1953), S. 326.
- ↑ Reber-Gruber (1923), S. 28.
- ↑ Harter (1953), S. 326.
- ↑ Hofmann (2006), S. 648.
- ↑ Reber-Gruber (1923), S. 64.
Literatur
- Hartner, Willy: Art. Apian Philipp. In: Neue Deutsche Biographie (NDB) Bd .1. Berlin 1953. S. 326.
- Hofmann, Siegfried: Geschichte der Stadt Ingolstadt. 1506-1600. Ingolstadt 2006.
- Reber-Gruber, Auguste: Philipp Apian. Leben und Werke. München 1923. Online verfügbar unter https://epub.ub.uni-muenchen.de/42239/1/U24_8184.pdf, zuletzt geprüft am 15.09.2023.
Empfohlene Zitierweise
Wöhrl, Maximilian: Philipp Apian. Hrsg. v. Zentrum Stadtgeschichte Ingolstadt. 2024 (Stadtgeschichtslexikon). Online verfügbar unter https://stadtgeschichtslexikon.ingolstadt.de/wiki/Philipp_Apian (Version vom 14.06.2024), zuletzt geprüft am 09.09.2024.